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Konfi 3 in Essen – Segen und Neustart

Der Vater von Lenox erzählt gestern beim Elternabend, dass er von Kirche bisher gar nichts mitbekommen hat. „Ich bin nicht getauft und konfirmiert. Aber mein Sohn soll das mal machen, diese Konfizeit. Meine Frau hat ihn dazu angemeldet. Er kennt ja auch schon viele aus seiner Grundschulklasse. Und wenn er geht, dann soll er auch verbindlich kommen.“ Und dann fragt er: „Und was lernen die Kinder hier?“ In der gebotenen Kürze zählen Britta Schene und ich auf, was im neuen Konfi 3 – Kurs inhaltlich gemacht wird.

Zur Erläuterung: Konfi 3 bedeutet, dass für Kinder in der dritten Grundschulklasse eine altersentsprechende Konfizeit von der Kirchengemeinde angeboten wird. Entwicklungspsychologisch sind Kinder mit 8 Jahren in der Regel in einer stabilen Phase und zeigen große Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Mit ihren neugierigen Fragen und der ganzen Vielfalt an Emotionen können sie z.B. in biblische Geschichten eintauchen, mit bangen, leiden und sich freuen. Der zweite Teil der Konfizeit findet dann in der achten Klasse statt. Zwischen diesen beiden Kursjahren gibt es in lockerer Folge Angebote der Gemeinde- und der Kinder- und Jugendarbeit – vom Kirchenkino bis zur Ferienfreizeit.

Das ehrenamtliche Team in Essen (Oldenburg), zu dem noch Annelene Ortbrink und eine weitere Teamerin gehören, ist ganz begeistert vom neuen Konfi 3-Praxiskonzept „Was für Geschichten! Ein Konfi 3 – Jahr mit der Bibel gestalten“ von Babett Flügger (gerade vor ein paar Tagen wurde Babett feierlich in den Ruhestand verabschiedet) und Christine Poppe, meinen beiden Bremer Kolleginnen in der Konfi-Arbeit.
Das Konzept bietet 12 Einheiten, die jeweils eine Bibel-oder Glaubensgeschichte in den Mittelpunkt stellen. Jede Einheit folgt einer gleich bleibenden Grundstruktur und erschließt mit Hilfe verschiedener Methoden und Zusatzmaterialien die jeweilige Geschichte so, dass die Kinder die religiöse Aussage auf ihr eigenes Leben beziehen können. Insbesondere jungen Menschen, die bisher keine intensive religiöse Sozialisation erlebt haben, wird so eine unaufdringliche Begegnung mit dem Glauben ermöglicht. Ein tolles Buch, dass sich zur Verwendung auch über die Konfi 3-Arbeit hinaus lohnt.

Einmal im Monat am Samstagvormittag treffen sich ab September ein Jahr lang die 21 neuen Konfi 3-Kinder – so viele waren es noch nie! Zusätzlich können sie den Kindergottesdienst der Gemeinde besuchen. So eine große Gruppe ist natürlich eine Herausforderung. Deshalb unterstützen immer zwei Eltern die Treffen durch eine kleine erfrischende Mahlzeit zwischendrin und ihre Mitwirkung in der Gruppenarbeit. Mit dem Nebeneffekt, dass die Eltern einen Einblick in die thematische Arbeit bekommen und sich auch mit ihren Gedanken, Fragen und Ideen einbringen können.
Was sich die Eltern für ihre Kinder für das nächste Jahr wünschen, frage ich? „Sie sollen was lernen über die Kirche und Gott. Und sie sollen Spaß haben.“ Da sind wir uns mit den Eltern also schon mal einig. Los geht´s mit einem Familiengottesdienst zur Begrüßung am 27. August.

Erst vor etwas einer Woche, am Johannistag – 24. Juni – haben wir mit den sieben Kindern des letzten Kurses und ihren Familien einen Segnungs- und Abendmahlsgottesdienst gefeiert. Fröhliche Lieder, wie auch schon zum Taufgottesdienst eines Konfi 3-Kindes vor ein paar Wochen, die gemeinsame Vorstellung einiger Kurs-Kunstwerke und ganz souverän eingebrachte Fürbitten der Kids gehörten dazu. Es war schön zu erleben, wie sehr sich die Mädchen und Jungen in Kirche und Gemeindehaus zuhause fühlen und konzentriert und fröhlich die frisch gebackenen Abendmahlsbrötchen an ihre Familien ausgeteilt haben.

Wer hätte gedacht, dass das Thema Abendmahl in diesem Jahr so brisant ist und so viel Aufmerksamkeit bekommt. Und wie sich seit der letzten Blog-Beschäftigung mit diesem Thema unsere Welt verändert hat.

2019 haben Eva Brunken und ich ein Forum und eine Werkstatt zum Thema angeboten. Und auch bei der Erlebnisausstellung Jung&Konfi war das Abendmahl eine eigene Station. Und regelmäßig gibt es in einer Stadt die Gelegenheit, die Straßenaktion „Ma(h)l ganz anders“ zu erleben und natürlich interaktiv zu teilen.

Die alte Tradition des „Hausabendmahls“ gewinnt in diesem Jahr eine ganz neue Bedeutung. Es gibt viele schöne Tipps, das Abendmahl im Kreis der Familie zu feiern und sich in dieser besonderen Gemeinschaft zu erinnern und zu stärken.

Ein paar medienschöne Impressionen zum Thema:
Mahl ganz allein
Das letzte Ma(h)l
Osterzeitreise

Aus gegebenem Anlass diskutieren auch wir hier – nicht panisch, aber vorsorglich – über einen verantwortungsvollen Umgang mit dem aktuellen Corona – Virus.
Ja, die Sorge wird – auch gefühlt – größer. Unsere Nachbarn bevorraten sich für Quarantänezeiten, die Kinder waschen sich vorbildlich die Hände etc….
Weil in unseren kirchlichen Bezügen größere Festtage anstehen, auf Elternabenden zur Konfirmation in diesen Wochen eine proaktive und gute Aufklärung sinnvoll und überhaupt Gemeinschaft „unser“ Thema ist, hier ein Link, der zur Umsicht hilft:

https://www.evangelisch.de/inhalte/166484/27-02-2020/so-schuetzt-man-sich-vor-dem-coronavirus-beim-abendmahl-und-gemeinden

Heute morgen gab es leckeres Osterbrot zum Frühstück. — Moment mal – das geht aber nicht. Das ist doch viel zu früh. Wir sind doch in der Karwoche (…geschmeckt hat es trotzdem…).

Morgen am Gründonnerstag feiern wir Abendmahl. In vielen Kirchen werden die Bänke verrückt und Platz für Tische gemacht. Wir erinnern uns an das letzte Mahl Jesus mit seinen Jüngern. „Kommt herbei, denn es ist alles bereit!“ Das Straßenprojekt „Mahl ganz anders“ wird dieses Jahr übrigens in Stuttgart gefeiert (letztes Jahr in Hannover war ich mit meinen Kindern live dabei).

Mahl ganz anders 2018 unter dem Ernst-August-Denkmal am Hauptbahnhof Hannover

Die Tradition, am Karfreitag Abendmahl zu feiern, ist regional ganz unterschiedlich ausgeprägt. Aber spätestens in der Osternacht wird in der ihr eigenen Atmosphäre Brot und Wein geteilt. Und erst recht und feierlich am Ostersonntag um zehn Uhr. Am Ostermontag im Familiengottesdienst mag es dann auch beim Abendmahl mit selbst gebackenen Brötchen etwas lockerer zugehen.

Beim „Forum Abendmahl: Kinder-Konfis-Jugendliche“ am 20. März haben wir aus unseren persönlichen Erfahrungen heraus und anhand der erstmals präsentierten Ergebnisse der landeskirchlichen Umfrage zum „Abendmahl mit Kindern“ viele Impulse gewonnen. Bereits 2007 hat die Synode der oldenburgischen Synode Stellung bezogen:

Wir haben miteinander festgestellt, dass das Abendmahl für uns so etwas wie Schwarzbrot für unser Christsein ist. Es gibt uns Kraft für unser Leben. Neben Einverständnissen wie diesem haben sich uns allerdings auch zahlreiche Fragwürdigkeiten und Hürden aufgetan, die Menschen daran hindern, das Abendmahl ganz selbstverständlich in ihrem Lebenslauf mit uns zu feiern.
Mit der persönlichen Frage „Mache ich auch alles richtig, wenn ich hier jetzt Abendmahl feiere?“ gehen ganz praktische und grundlegende Herausforderungen einher. Verstehen eigentlich alle, die wir zum Abendmahl einladen wollen, die überlieferten liturgischen Formeln und Texte? Warum verwenden wir so oft die von vielen Menschen als unsinnlich empfundenen Oblaten? Warum bekommen Kinder bei der Austeilung manchmal keinen Traubensaft zum Trinken, sondern ein Segenswort zugesprochen? Wie lernt man eigentlich überhaupt „Abendmahl feiern“ angesichts des zunehmenden Bedeutungsverlustes religiöser Traditionen in Familie und Gesellschaft? Nutzen wir die Chancen, die sich uns nicht nur in kirchlichen Kindertagesstätten, in unseren Kindergottesdiensten und in der Arbeit mit Kindern insgesamt geboten werden, um diese besondere Mahlzeit kennen- und lieben zu lernen? Warum dürfen mancherorts Konfis erst am Abendmahl teilnehmen, wenn sie es im Unterricht „behandelt“ haben? Gehört das Feiern des Abendmahl zu unseren kirchlichen Freizeiten als Gemeinschaftserfahrung dazu? Warum dürfen nur besonders Berufene das Abendmahl austeilen? Und für manche theologisch ganz heikel: Wie gehen wir mit der Einladung zum Abendmahl bei nicht getauften Menschenkindern um?…

Wir gehen mit unseren Fragen und Anliegen zum Thema „Abendmahl“ jedenfalls ganz pragmatisch weiter um. Am Freitag, 13. September 2019, bieten wir in der schönen Kirche in Cleverns bei Jever von 17-21 Uhr für alle Interessierte eine „Werkstatt Abendmahl“ an. Wir teilen dort Texte, Rituale, Lieder und Lernwege. Und ganz bestimmt feiern wir fröhlich-ernst miteinander das Abendmahl. Herzliche Einladung schon jetzt!