„Es regnet. Trotzdem gehe ich mit meinem Hund raus.“ „Auch wenn alles auf einen einstürmt und der Mut einen verlässt, weil man die Augen nicht vor dem Elend schließen kann, sehe ich trotzdem auch das Schöne in der Welt.“

Solche und andere „trotzdem“ oder auch „trotz dem“ – Sätze finden sich auf der Kampagnenseite zum heutigen Buß- und Bettag. Lohnt sich ein Blick drauf! Und wer mag, schreibt einen eigenen Satz dazu!

Worum geht´s?

Wann werden die Zeiten endlich besser? Wann hören wir morgens keine Nachrichten mehr vom Krieg und von der Klimakatastrophe? Wann können wir uns wieder auf ein Leben freuen, in dem wir uns wertschätzend und liebevoll begegnen? – Die Zeiten sind härter geworden, die Konflikte unversöhnlicher. Und mittendrin stehen wir mit unserer Sehnsucht nach Frieden, nach einer intakten Umwelt, nach Wertschätzung und nach Liebe.

Trotzdem! Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Oder besser: Gott hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Auch wenn viele Menschen immer wieder viele Fehler machen, auch wenn wir persönlich Schuld auf uns laden, Gott liebt uns trotzdem, das sagt die Bibel. Das ist kaum zu glauben und schwer zu verstehen. Aber ist diese Zusage nicht wunderbar?

Der Buß- und Bettag ist eine gute Gelegenheit, diesem Gedanken nachzugehen. Auf der Website gibt es dazu viele Anregungen. Hier kann man Wünsche und Klagen aufschreiben, Gebete anderer teilen. Man kann sich selbst die Frage stellen: „Was ist mein persönlicher Trotzdem-Moment“?

Was mich bezüglich des Buß- und Bettags als kirchlicher Feiertag nachdenklich stimmt: Eine Pastorentochter sagte mir vorhin, sie hätte sich schon gewundert, warum in dieser Woche da mitten drin ein Tag so rot markiert wäre. Ist doch ein ganz normaler Arbeitstag, dieser Mittwoch… – ok, der Buß- und Bettag ist 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Trotzdem…

Um den Reformationstag drumrum durfte ich zwei Gottesdienste besuchen, die mir Mut gemacht haben und die aus meiner Wahrnehmung generationsübergreifend einladend waren.

Der erste fand am 29. Oktober in der St. Pankratius-Kirche in Burgdorf bei Hannover statt. Der dortige Vikar Daniel Lechler thematisierte im Gottesdienst die Frage des friedlichen Zusammenlebens. Die aktuellen Krisen wurden im Gottesdienst zur Sprache gebracht und ins Gebet genommen. Das Friedensgebet des Franz von Assisi beteten wir als Psalm und als neueres Glaubensbekenntnis sprachen wir miteinander das „Bonhoeffer-Credo“: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will…“ Und als neutestamentliche Lesung hörten wir aus Matthäus 5, 38-48 zwei jesuanische Antithesen zur Vergeltung und zur Nächstenliebe.

In seiner Predigt über 1. Mose 13, 1-12 beschäftigte sich Daniel Lechler mit dem Frieden im Mikrokosmos des Miteinanders unter dem Leitmotiv „Sag, alter Abraham, wo fängt der Friede an?“ Abraham und Lot ziehen gemeinsam hinauf aus dem im Süden Kanaans. Beide haben viel Besitz an Tieren und Zelten. Zu viel für den kleinen Landstrich, in dem sie sich niedergelassen haben. Die Hirten der beiden haben schon mächtig Streit miteinander. Abraham hat eine Lösung für den schwelenden Konflikt: Lot soll mit seinen Leuten wählen, wohin er ziehen möchte. Und Abraham nimmt dann einen anderen Weg. Um des lieben Friedens willen müssen manchmal Entscheidungen getroffen werden. Lot ist zunächst verärgert über den Vorschlag seines Onkels, nimmt ihn aber an. Erst viel später begreift er, wie klug und weise Abraham zum Wohle aller entschieden hat.

Der Gottesdienst war geprägt von einer herzliche Aufmerksamkeit für die Menschen, die ihn mit vorbereitet und durchgeführt haben, angefangen bei der FSJlerin Amy über den Küster, die Lektoren und die Organistin. Und auch die 25 Pfadfinder:innen, die das Wochenende zusammen verbracht hatten, wurden extra begrüßt. Ich habe mich als Gast in St. Pankratius sehr wohlgefühlt. Und hinterher erfahren, wie sehr die erlebte Gemeinschaft und die ermutigenden Worte und Lieder Menschen für ihr persönliches Leben geholfen haben.

Der zweite Gottesdienst fand am Reformationstag, 31.10., ökumenisch in der Thomaskirche in Ofenerdiek im Norden Oldenburgs statt. Evangelische und katholische Kirchengemeinden Oldenburgs feierten im vollbesetzten Gotteshaus unter dem Motto Hier Stehe Ich“. Ein extra für diesen Anlass gegründeter Projektchor begleitete neben der Orgel das Miteinander musikalisch. Engagierte Ehrenamtliche und Pastorinnen lieferten persönliche und kirchenpolitische Statements zum Thema. Und wir als Gemeinde wurden gebeten, uns in kleinen Murmelgruppen darüber auszutauschen, warum wir heute hier sind, für welche Werte wir einstehen und was uns für die Kirche wichtig ist. Wie sagte meine Nachbarin in der Kirchenbank: „Ich finde es gut, dass wir hier so herausgefordert werden!“

Aus den gesammelten Murmelergebnissen wurde noch im Gottesdienst ein Glaubenbekenntnis zusammengestellt, dass wir dann – per Powerpoint an die Leinwand geworfen – miteinander gesprochen haben. Jede und jeder das, was sie oder er von Herzen bejahen konnte und wollte. Bei manchen Passagen zu schweigen war auch erlaubt.

Am Ende des kurzweiligen Gottesdienstes wurde noch zum gemütlichen Miteinander ins Gemeindehaus nebenan eingeladen. Klar, dass das Haus voll wurde und die kleinen Leckereien, die dort vorbereitet waren, geschwisterlich geteilt wurden.

… emotional, humorvoll, provokativ, berührend, nachdenklich, spirituell, aufrüttelnd, digital…

Die Medienstelle zeigt am Freitag, 3.11. von 19.30-21.00 Uhr sechs Kurzfilme zu den Themen Abschied und Trauer, Sterblichkeit, Leben und Tod.
Den ungewöhnlichen, aber thematisch durchaus angemessen Rahmen für den Filmabend bietet die Friedhofskapelle in Goldenstedt. Gerne kann man sich hier auch kurzfristig noch anmelden. Empfohlen ist die Teilnahme aufgrund der Filmauswahl ab 16 Jahren.
Alle Filme, die in Goldenstedt gezeigt werden, sind im Medienportal und in der Medienstelle vorhanden, natürlich mit weiteren Materialien für den vielseitigen Einsatz.

Übrigens hat die Medienstelle einen neuen und komfortableren Online-Katalog in Betrieb genommen. Zu finden ist er unter www.bibkat.de/medien – und es gibt ihn als bibkat-App auch für das Handy. Die Vorteile des neuen Online-Katalogs sind

  • Erstellung individueller Merklisten
  • Übersicht der aktuellen Neuzugänge
  • Ausgewählte Medienlisten
  • Recherchelisten (Personen, Schlagworte, Interessenkreis, Notation, Serien/Reihen)

Aktion 5000 Brote

Auch ein paar Tage nach dem Erntedankfest sehen die Gaben, die im Altarbereich der Bloherfelder Kirche in Oldenburg stehen, schön und appetitlich aus. Zum Reinbeißen.

Mitten in der Großstadt ziehen Kinder mit einem geschmückten Karren voller Erntegaben vom Kindergarten zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern an mir vorbei. Sie sind auf dem Weg zum Familiengottesdienst zu Erntedank. Und in vielen Gemeinden wird erst am 8. Oktober gefeiert.

Bei Freunden zu Besuch stehen im Flur zwei große Körbe mit frisch geernteten Äpfeln und Quitten. Ich sehe jetzt schon den leckeren Apfelkuchen vor mir, den ich in ein paar Tagen genießen werde.

Traditionell startet mit dem Erntedankfest auch die bundesweite Aktion 5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt. Sie bietet eine gute Gelegenheit, bis in die Adventszeit mit Konfis ganz handwerklich Brot zu backen und gegen eine Spende in Gottesdiensten, auf Wochenmärkten und bei anderen Gelegenheiten weiterzugeben. Der Erlös geht an ausgewählte Bildungsprojekte von Brot für die Welt für junge Menschen in der Einen Welt.

Mancherorts gelingt es, die Brotbackaktion gemeinsam mit einer Innungs-Bäckerin oder einem Innungs-Bäcker durchzuführen. Im letzten Jahr war die Idee, mit einer Konfi-Gruppe in einer engen Backstube zu Werke zu gehen, oft noch mit Corona-Bedenken belegt. Auch in diesem Jahr ist es nicht einfach, eine offene Backstube zu finden. In den letzten 10 Jahren haben fast 50 % eigenständige Bäckereien ihren Betrieb aufgegeben. Und große Bäckereibetriebe sind eben nicht an jedem Ort zu finden. Vor kurzem hörte ich von einer engagierten Mitarbeiterin in der Jugendarbeit, die mit ihrer Back-Idee am Ende bei einer Großbäckerei nicht auf offene Türen stieß. Das ist für beide Seiten schade, ist doch 5000 Brote auch eine Werbeaktion für ein unter Fachkräftemangel leidendes Handwerk. Andernorts klappt es dafür in diesem Jahr entspannt und kooperativ. In Delmenhorst z.B. werden Konfis in einem Wahl-Projekt im Advent für den guten Zweck aktiv. Wir wünschen viele sinnliche und sinnstiftende Erfahrungen!

Infos und Unterstützung für 5000 Brote gibt es bei Marius Blümel – marius.bluemel@diakonie-ol.de 0441 21001-328, dem Referenten von Brot für die Welt im Diakonischen Werk und natürlich auch in der Konfizeit.

In der Warteschlange im Blumengeschäft heute Vormittag sage ich zu einer Frau: Wahrscheinlich wollen alle heute Blumen kaufen wegen des Johannistags (auch Johannestag oder Johanni) :-). Ach ja, stimmt, der ist ja heute. Da könnte ich ja mal meinem Sohn ein Blümchen schenken. Der heißt nämlich Yannik (bretonische Koseform von Yann, einer Kurzform von Jean = Johannes). Dann unterhalten wir uns noch ein wenig über Traditionen, die mit diesem Tag verbunden sind. Johannis-Feuer und der entsprechende Tanz drumherum – in den Waldorfschulen gibt es jedes Jahr eine feuerinspirierte Johanni-Feier. Der Zusammenhang mit der Sommersonnenwende und dem längsten Tag des Jahres mit all seinen Bräuchen. Und dass der Tag an die Geburt Johannes des Täufers erinnert, der gemäß kirchlicher Tradition am 24. Juni, also genau 6 Monate vor seinem Cousin Jesus geboren sein soll.

Später mache ich mich noch mal im Netz schlau: Neben den vielen Johannis-Festen gibt es, je weiter südlich, desto häufiger, Johanniskronen, die auf Dorfplätzen aufgehängt werden. Rund um den Johannis-Tag blüht meist das Johanniskraut und die Johannisbeere sollte jetzt erntereif sein. Dafür ist an Johanni Schluss mit der Spargel- und Rhabarber-Ernte.
Die Glühwürmchen, auch Johanniskäfer genannt, leuchten um die Johannisnacht am intensivsten. In der Landwirtschaft läutet der Johannistag die Haupt-Erntesaison ein und wenn die Bauernregel stimmt, können sich die Landwirte dieses Jahr allemal freuen: „Johanni trocken und warm, macht den Bauern nicht arm.“ Überhaupt gilt Johanni als Lostag, d.h. er eignet sich gut für Wettervorhersagen.
Früher gingen in den Städten die Menschen am Vorabend des Johannistages auf den Friedhof, um die Gräber der Angehörigen mit Sommerblumen und Rosenstöcken zu schmücken.

Eine der Kirchen meiner ersten Pfarrstelle in Spieskappel heißt Johanneskirche, ein ehrwürdiger Bau der Prämonstratenser aus dem 13. Jahrhundert. Ich überlege, warum wir eigentlich nie den Johannistag in Gedenken an den Namenspatron bewusst begangen haben. Ich glaube, heute würde ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen.

In neuesten und wirklich hervorragenden Jesusbuch des Historikers und Theologen Daniel Maguerat – Jesus von Nazaret. Heimatloser, Heiler, Poet des Gottesreichs (ein Buch, dass sich auch für Interessierte jenseits der theologischen Profession zu lesen lohnt) – wird pointiert festgehalten, dass Johannes der Täufer der spirituelle Meister von Jesus gewesen ist. Johannes hat Jesus getauft und Jesus ist, bevor er seinerseits zu predigen begann, längere Zeit in die Schule des Johannes gegangen und hat an seiner Seite gewirkt.

Und weil heute Nachmittag in Essen (Oldenburg) die Konfi3-Kids ihren Abschlussgottesdienst gefeiert haben, war es natürlich selbstverständlich, dass der Johannis-Tag eine entsprechende Erwähnung fand und in der Tauferinnerung an den Namensgeber des 24. Juni gedacht wurde.