Miteinander leben lernen

Meine Mutter ist gerade 85 Jahre alt geworden. Ich freue mich sehr, dass sie diesen Geburtstag feiern kann. Und sogar zusammen mit meinem Vater, der noch ein wenig älter als sie ist. Klar gibt es gesundheitliche Einschränkungen, die man beim Älterwerden akzeptieren muss. Aber es gibt viele Dinge, die man im Alter genießen kann. Elke Heidenreich, 81 Jahre alt, hat ein kleines Buch mit dem Titel Altern dazu verfasst.

Bei unserem letzten KAJAK-Netzwerk-Treffen haben wir uns darüber ausgetauscht, wie das Thema „Alt und Jung“ in die Konfi- und Jugendarbeit eingebracht werden kann.
Eine Kollegin erzählte von einem thematischen Gottesdienst, de eigentlich eher für Jugendliche entwickelt wurde, zu dem aber auch ein Gruppe älterer Menschen kam. Diese interessante Mischung – die gibt es ja eigentlich jeden Sonntag im Gottesdienst, wenn Konfis mit dabei sind – ermöglichte einen tollen Austausch von Gedanken zwischen den Generationen.
In vielen Gemeinden gibt es inzwischen Digital-Projekte, bei denen junge Digital Natives Senior:innen den Umgang mit Tablets etc. beibringen.
Gemeindeprojekte, bei denen Konfis im Seniorenkreis mit dabei sind, Altenheime besuchen und im Advent Plätzchen in die Häuser älterer Mitbürger:innen tragen, gibt es ohnehin in großer Zahl.
Es trifft sich gut, dass zunehmend mehr junge Menschen wieder gerne kochen und backen. Das ermöglicht dann ja schöne, kreative und wohlschmeckende Begegnungen.
Lohnen sich solche Treffen? Was können Jugendliche, abgesehen vom diakonischen Gedanken, der oft dahinter steht, für sich, ihr Leben und ihren Glauben lernen?
Vielleicht ermöglicht das Miteinander ja neue Erkenntnisse über das eigene „Körperbild“. Bei alten Menschen kann man lernen, dass der Jugendschönheitswahn, der dafür sorgt, dass Menschen hart an sich arbeiten, irgendwann an seine Grenzen kommt – zu diesem Thema gibt es übrigens eine „hübsche“ Sequenz im Film The Apprentice in Bezug auf Donald Trump.

In einer Gemeinde entwickeln wir gerade ein neues Konzept für die Konfizeit. Eine der Ideen besteht darin, verschiedene Konfi-Modelle mit einem besonderen Profil anzubieten. Neben Theater, Musik, Kunst & Kreativ und Kirche gibt es den mutigen Vorschlag, ein Kursmodell mit dem Thema „Alt und Jung“ zu überschreiben. In diesem Modell gäbe es viele Möglichkeiten, Begegnungen von Konfis mit älteren Menschen zu gestalten. Warum nicht Interviews zum Thema „Wie stellen Sie sich Gott vor?“ oder „Jesus“ führen. Oder alte Familien-Bibeln aufschlagen und deren Geschichte durch viele Jahrzehnt erforschen. Oder gemeinsam in der Bibel lesen. Oder Fotoalben mit echten Schwarzweißbildern durchzustöbern.
Inzwischen gibt es ja immer mehr Ältere, die für die Konfi-Generation im Ur-Großelternalter sind. Wenn es da nicht Spannendes zu erzählen gibt… Und das Thema „Leben und Tod“ ist allemal hier zu verorten.
Ob sich unter der Überschrift „Alt und Jung“ ein ganzer Konfikurs gestalten lässt, müsste man noch mal überlegen. Aber ich ahne, dass es sich lohnen könnte…

In vielen Konfi-Modellen gibt es neben regelmäßigen Treffen, Freizeiten, Aktionen auch eine mehr oder minder lange Projektphase. Konfis dürfen sich in gemeindlichen, diakonischen und anderen Handlungsfelder ausprobieren. Sie lernen die Vielfalt von Kirche und Diakonie kennen und begegnen Menschen, die sich aufgrund ihres Glaubens und Christseins engagieren.

Ich muss gestehen, dass ich in meiner Zeit als Gemeindepfarrer nicht immer so kreativ war, um für die Konfis abwechslungsreiche und spannende Projekte zu finden bzw. zu organisieren.
Das Praktikum im Kindergarten war ja meistens für die Konfis vergnüglich – allerdings nicht immer für die Erzieherinnen, die sich auch mal bei mir beschwerten, dass die Praktikant:innen sich als zusätzliche Herausforderung in ihrem ohnehin schon gestressten Kita-Alltag erwiesen haben. Der Besuch im Altenheim war immer so eine kleine Black-Box: Mal passte es super und die Senior:innen verstanden sich super mit den Jugendlichen und umgekehrt genauso. Aber es konnte auch mal ziemlich anstrengend und mühsam für beide Seiten sein.

Wirklich beeindruckt bin ich derzeit von der Fülle von Projekten, die die Konfizeit-Region Delmenhorst und Stuhr-Varrel ausgetüftelt hat. Sage und schreibe 38 Projekte werden den ca. 120 Konfis angeboten. Die Palette reicht von Anpacken (Bau einer Trockenmauer, Herbstputz…) über Gemeinschaft (Adventsbesuche, Kirchenkino, Mithilfe bei der Gruppe Ziemlich beste Freunde…) und Gottesdienst (Familiengottesdienst, Laternenfest, Taizé-Gottesdienst…) und Kreativität (Plottern zum Advent, Kekse backen, Upcycling…) bis hin zu Musik&Kunst (Neues Kirchenbanner, Mini-Musical…) und Sozialem Engagement (Einblicke in die Welt von wohnungslosen Menschen, Konfis backen Brot für die Welt…).

Bis Ende September konnten die Konfis online über ein Anmelde-Portal die Projekte ankreuzen, auf die sie Lust und für die sie Zeit haben inklusive eines Lieblingsprojekts. Alle Projekte werden detailliert beschrieben, so dass die Konfis wissen, worauf sie sich einlassen. Nach den Herbstferien wird den Konfis dann mitgeteilt, bei welchen Projekten sie dabei sind – insgesamt muss jede:r Konfi Projekte im Wert von 3 Punkten von Anfang November bis zum Jahresende absolvieren.

Um so viele Projekte anbieten zu können, bedarf es natürlich einer guten Planung. Rechtzeitig müssen Ehrenamtliche angesprochen und für die Projektphase gewonnen werden. Verbindlichkeit der Konfis bei der Teilnahme muss verabredet werden. Die Wahl-Wünsche müssen möglichst gerecht auf die Angebote verteilt werden. Und sicher braucht es eine gute Feedback-Kultur sowohl seitens der Anbieter:innen wie auch der Konfis (Hat alles geklappt? Wie hat es gefallen? Was müsste beim nächsten Mal besser laufen?). Dann wird das ganze eine runde Sache.

Es war ein Traum. Mit neun Kolleg:innen von Wilhelmshaven bis zum Harz durfte ich acht Tage lang den Dalsland-Kanal in Schweden erpaddeln. Mit Kanus, Zelt und wenig Gepäck. Bei herrlichem Sonnenschein, fantasieanregenden Wolkenbildern, ordentlichem Gegenwind und abwechslungsreichem Wellengang. Auf wunderschönen Biwakplätzen mit unglaublich wenig Mücken, tollen Badestellen und einer überschaubaren Zahl weiterer Kanu-Urlauber. Durch stille Kanäle, herrliche Seen, zahlreiche Schleusen.
Dank Thomas Gleitz, Kanu-Experte (eineinhalb mal um den Globus!) und Pastor in Personalunion aus Wunstorf, haben wir alle erstaunliche 120 km geschafft – inklusive einiger anspruchsvollen Umtragestellen. Morgens Müsli mit Obst, mittags Brot bzw. selbstgebackene Fladen mit Käse und Aufstrich, abends raffiniert zubereitetes Risotto, Nudeln, Kartoffeln mit Gemüse und anderes mehr. Stille unterwegs, Gespräche im Boot, Lieder, Spiele und Gedichte am Lagerfeuer, Körpergebete und andere spirituelle Impulse, Logbuch-Einträge für die Erinnerung.

Ich könnte noch seitenweise davon schwärmen, wie schön es war. Ein Geschenk des Himmels. Aufgefallen ist mir, dass es in vielen Gesprächen um Konfi-Arbeit ging. Wie viele tolle Aktionen mit Konfis durchgeführt wurden, an welche schönen Erlebnisse man sich erinnert, welche Herausforderungen es zu bewältigen gab. Egal ob Diakon:in oder Pastor:in, alle arbeiten gerne mit Konfis. Das hat mich gefreut. Vielleicht lag es auch daran, dass Menschen, die sich für solch ein bisher einmaliges Format des Pastoralkollegs Loccum anmelden, gerne draußen sind, mit spontanen Planänderungen umgehen, mit den unterschiedlichsten Typen umgehen und für eine längere Zeit auf Komfort verzichten können.

Was haben die beiden Fragen: Wer hat schon mal sein Handy gesucht? und Wer glaubt an Gott? gemeinsam?
Auf beide Fragen gab es nur GRÜN als Antwort. Eine etwas überraschende Abstimmung zum Thema Wo bist du, Gott? am vierten Tag des oldenburgischen KonfiCamps im Blockhaus Ahlhorn.

100 Konfis und Teamer:innen aus Essen, Lastrup, Löningen und dem Wangerland sind vom 22.-28. Juli hier zu Gast, um über Gott und die Welt nachzudenken und das Leben zu feiern.
Das tolle Wetter und die randvollen Teiche laden zum Baden und zum Rudern ein. Die professionelle Band aus Löningen rockt die Bühne und bringt auch die zurückhaltenden Konfis zum Singen und Swingen.
Paula und Kjell zaubern in der Campküche für das Outdoor-Essen lecker Frühstück und Abendbrot und das Blockhaus-Team kocht für uns ein leckeres Mittagsmenü.
Die 20 großartigen Teamer:innen sind voll in ihrem Element und verzichten auf viel Schlaf, um für die Konfis da zu sein. Herrlich viele Talente und eine unerschöpflich gute Laune kommen zu Vorschein und machen das Campleben vielfältig und abwechslungsreich.

An den Vormittagen geht es um Themen des Glaubens: Wer bist du, Jesus? – Wem vertraue ich? – Wo bist du, Gott? – Zweifel und Segen – Wir wird das Leben gut? Der rote Faden im Leben Jesu wird in der von den Konfis gestalteten Jesus-Show auf die Strandhaus-Bühne gebracht. Leicht- und Schwergewichtige werden im Boot von der Menge getragen, es wird mit verbundenen Augen gerudert und Orte der Gotteserfahrung gesucht; manchmal kann es auch eine Parkbank sein. Begleitet werden wir durch unser Logbuch, das randvoll mit Impulsen, Bildern, Liedern und Gebeten ist.

Workshops und Ausflüge bieten am Nachmittag für jeden Geschmack Abwechslung. Batiken, Bogenschießen, Hip Hop, Tischtennis, Werwolf, Schlagball, Erste Hilfe, Theater, Musik, Speckstein, Kletter-, Tier- und Freizeitpark sind im Angebot.

Und abends gibt es eine chillige Strand in Sicht-Party, kriminalistischen Cluedo-Vergnügen, eine wilde Capture the Flag-Jagd, Segens- und Nachdenkstationen, eine Tauffeier und den ultimativen ZDF-Abend. Hier werden Kunstwerke, sportliche Übungen und Ergebnisse der Workshops präsentiert. Natürlich fehlt ein Lagerfeuer nicht, sei es auf dem Campgelände oder im Rahmen der Waldübernachtung für die ganz Mutigen, die den Sternenhimmel für eine Nacht in der Sager Schweiz bestaunen.

Zum Abschluss jeden Tages treffen wir uns in der Kapelle St. Petri zu den Fischteichen und lassen den Tag noch einmal in aller Ruhe an uns vorüberziehen. Und am Sonntag feiern wir einen Gottesdienst, bevor wir uns auf den Weg in unsere vertrauten Orte und Familien machen.

Die Planungen für unser großes Konfi-Event MACH DEIN DING am 7.9. laufen auf vollen Touren. Über 700 Anmeldungen liegen bereits vor – das ist schön. Bis Anfang Juni werden es noch mehr.

Das Jugendkulturprojekt alive aus Rastede wird dann Ausschnitte seiner Show präsentieren, die am 24./25. Mai in Rastede Premiere feiert.
Über 50 MitMachAktionen von Ehren- und Hauptamtlichen der Jugendarbeit und Konfizeit werden dafür sorgen, dass die Konfis und Teamer:innen aus vielen Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche einen kurzweiligen Samstag erleben. Und wenn dann noch das Wetter optimal spätsommerlich warm und sonnig ist, dann ist alles wunderbar.

Gerade erst waren wir wieder vor Ort auf dem BDKJ-Jugendhof in Vechta haben das tolle Gelände besichtigt und mit den Verantwortlichen des Jugendhofs weitere Absprachen getroffen. Das weitläufige Gelände und das moderne Seminarhaus bietet wirklich jede Menge Raum. Jetzt über Pfingsten findet dort traditionell ein Zeltlager mit bis zu 300 jungen Menschen statt und der Aufbau war gerade voll im Gange. Da kam doch tatsächlich schon ein wenig Festival-Stimmung auf…