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Um den Reformationstag drumrum durfte ich zwei Gottesdienste besuchen, die mir Mut gemacht haben und die aus meiner Wahrnehmung generationsübergreifend einladend waren.

Der erste fand am 29. Oktober in der St. Pankratius-Kirche in Burgdorf bei Hannover statt. Der dortige Vikar Daniel Lechler thematisierte im Gottesdienst die Frage des friedlichen Zusammenlebens. Die aktuellen Krisen wurden im Gottesdienst zur Sprache gebracht und ins Gebet genommen. Das Friedensgebet des Franz von Assisi beteten wir als Psalm und als neueres Glaubensbekenntnis sprachen wir miteinander das „Bonhoeffer-Credo“: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will…“ Und als neutestamentliche Lesung hörten wir aus Matthäus 5, 38-48 zwei jesuanische Antithesen zur Vergeltung und zur Nächstenliebe.

In seiner Predigt über 1. Mose 13, 1-12 beschäftigte sich Daniel Lechler mit dem Frieden im Mikrokosmos des Miteinanders unter dem Leitmotiv „Sag, alter Abraham, wo fängt der Friede an?“ Abraham und Lot ziehen gemeinsam hinauf aus dem im Süden Kanaans. Beide haben viel Besitz an Tieren und Zelten. Zu viel für den kleinen Landstrich, in dem sie sich niedergelassen haben. Die Hirten der beiden haben schon mächtig Streit miteinander. Abraham hat eine Lösung für den schwelenden Konflikt: Lot soll mit seinen Leuten wählen, wohin er ziehen möchte. Und Abraham nimmt dann einen anderen Weg. Um des lieben Friedens willen müssen manchmal Entscheidungen getroffen werden. Lot ist zunächst verärgert über den Vorschlag seines Onkels, nimmt ihn aber an. Erst viel später begreift er, wie klug und weise Abraham zum Wohle aller entschieden hat.

Der Gottesdienst war geprägt von einer herzliche Aufmerksamkeit für die Menschen, die ihn mit vorbereitet und durchgeführt haben, angefangen bei der FSJlerin Amy über den Küster, die Lektoren und die Organistin. Und auch die 25 Pfadfinder:innen, die das Wochenende zusammen verbracht hatten, wurden extra begrüßt. Ich habe mich als Gast in St. Pankratius sehr wohlgefühlt. Und hinterher erfahren, wie sehr die erlebte Gemeinschaft und die ermutigenden Worte und Lieder Menschen für ihr persönliches Leben geholfen haben.

Der zweite Gottesdienst fand am Reformationstag, 31.10., ökumenisch in der Thomaskirche in Ofenerdiek im Norden Oldenburgs statt. Evangelische und katholische Kirchengemeinden Oldenburgs feierten im vollbesetzten Gotteshaus unter dem Motto Hier Stehe Ich“. Ein extra für diesen Anlass gegründeter Projektchor begleitete neben der Orgel das Miteinander musikalisch. Engagierte Ehrenamtliche und Pastorinnen lieferten persönliche und kirchenpolitische Statements zum Thema. Und wir als Gemeinde wurden gebeten, uns in kleinen Murmelgruppen darüber auszutauschen, warum wir heute hier sind, für welche Werte wir einstehen und was uns für die Kirche wichtig ist. Wie sagte meine Nachbarin in der Kirchenbank: „Ich finde es gut, dass wir hier so herausgefordert werden!“

Aus den gesammelten Murmelergebnissen wurde noch im Gottesdienst ein Glaubenbekenntnis zusammengestellt, dass wir dann – per Powerpoint an die Leinwand geworfen – miteinander gesprochen haben. Jede und jeder das, was sie oder er von Herzen bejahen konnte und wollte. Bei manchen Passagen zu schweigen war auch erlaubt.

Am Ende des kurzweiligen Gottesdienstes wurde noch zum gemütlichen Miteinander ins Gemeindehaus nebenan eingeladen. Klar, dass das Haus voll wurde und die kleinen Leckereien, die dort vorbereitet waren, geschwisterlich geteilt wurden.

Welche biblische Geschichte eignet sich für die Begrüßung von 21 Konfi3-Kindern zum Beginn ihrer Kurszeit? Nach einigen Überlegungen lande ich bei der „klassischen“ Erzählung von der Segnung der Kinder aus Markus 10. Kennen die Kids und ihre Eltern und die sonntagserfahrene Gemeinde diese Geschichte nicht zur Genüge aus Taufgottesdiensten? Wie oft habe ich selbst das Taufevangelium gelesen oder in eigenen Worten erzählt!

Egal. Ich bleibe dabei. Aus Gründen der Anschaulichkeit und der Hoffnung, etwas mehr Aufmerksamkeit bei den Gottesdienstteilnehmer:innen in der menschenvollen Christuskirche (9 Uhr Beginn!) in Essen (Oldenburg) zu bekommen, bringe ich Erzählfiguren mit. Ich platziere Jesus mit einigen Kindern in der Mitte des Altartisches. Ein Elternpaar und zwei Jünger stehen mit etwas Abstand jeweils seitwärts.
Als Textgrundlage verwende ich Bildbeschreibungen des Erzähltheaters (Kamishibai) der Don Bosco Medien. Erzählfiguren und Erzähltheater in Hülle und Fülle gibt´s übrigens zum Ausleihen in der Medienstelle der Arbeitsstelle Religionspädagogik.

Bis zur letzten Minute strömen die teilweise noch etwas müden Kinder mit ihren Eltern in die Kirche. Der Küster lässt die Glocken noch etwas länger läuten. Ein Vater fragt, ob er denn auch mit dabei sein soll. „Selbstverständlich“, antworte ich. Er schickt seine zwei Kinder schon mal rein und parkt sein Auto ordentlich.
Der Organist sorgt für einen schwungvollen Auftakt. Nach der Begrüßung singen wir „Preiset den Herrn“ und sind konditionell gefordert beim wiederholgen Aufstehen und wieder Hinsetzen. Aber alle machen mit! Etwas meditativer geht es zu beim gemeinsame Körpergebet.
Britta Schene, eine der vier Ehrenamtlichen, die die Konfi3-Zeit verantwortlich durchführen, macht Lust auf den Kurs „Was für Geschichten!“ Das Konfi3-Team stellt sich vor. Eine Frau sagt: „Ich bin so begeistert von dem Konzept, da freue ich mich, mitarbeiten zu dürfen.“ Eine andere ist die Mutter eines Konfi3-Jungen und findet es wichtig, das Team zu unterstützen.
Wir singen „Ins Wasser fällt ein Stein“. Bei der Predigt, bei der ich sicher noch viel besser die sehr ausdrucksstarken Erzählfiguren in Szene setzen könnte, sind viele junge und ältere Menschen sehr konzentriert dabei. Nach einem lautstarken „Laudato si“ werden die Kinder mit Namen aufgerufen, kommen nach vorne und erhalten als Geschenk eine Kette mit einem Baummotiv. Ich lade die Eltern ein, auch nach vorne zu kommen und ihre Kinder selbst zu segnen. Sie machen sich die Worte eines bildreichen Zuspruchs zu eigen: „Gott segne dich mit der Fröhlichkeit der Forelle…“ Das ist eine berührende Szene, die Kinder mit ihren Eltern auf diese Weise miteinander verbunden zu erleben. Es wirkt gar nicht inszeniert, wie ich anfangs befürchtet habe.
Bei „Gottes Liebe ist so wunderbar“ werde ich von zwei Konfi3-Mädchen unterstützt, die selbstbewusst rufen, dass sie die Bewegungen schon kennen. Na denn! Nach Fürbitte, Vaterunser, Ausgangssegen und Orgelnachspiel ist der Gottesdienst beendet.
Ein Mädchen sagt beim Rausgehen: „Was, schon vorbei!“ Ich nehm das mal als gutes Zeichen.

200 Konfis und Teamer:innen unterwegs

Endlich war es wieder so weit. Der fast schon traditionelle Kreiskonfitag der Oldenburger Kirchengemeinden startete am Samstag, 24. September um 10 Uhr in der Ohmsteder Kirche. Nach einem Warm-Up und eingängigen Liedern der Konfitag-Band rund um Popkantorin Sarina Lal startete der große Actionbound durch den Stadtteil. An 20 Stationen beschäftigten sich die Konfis mit dem zukünftigen Leben auf unserem Planeten.

„Ernährung“, „Müll“, „Tiere“, „Kleidung“ und „Mobilität“ waren die thematischen Überschriften für fünf Stationenläufe. Mit Hilfe der digitalen App Actionbound fanden die Konfis per Pfeilrichtung ihren Weg. Bei den Spiel-Stationen wurde um die Wette Bobby-Car gefahren, Lebensmittel erduftet, alte Schuhe um eine Leiter gewickelt, mit PET-Flaschen genau gezielt und Tiere an Spontanskizzen und ihren Stimmen erraten. Ganz kreativ wurde „das Tier in mir“ als Tattoo verewigt, Müll und alte Kleidung zu Kunstwerken komponiert, eine stabile Modell-Brücke gebaut und leckere Smoothies gemixt. Beim Fakten-Check wurde der Wasser-Fußabdruck unserer Lebensmittel ermittelt, zu bedrohten Tierarten recherchiert, Fortbewegungsmittel der Zukunft unter die Lupe genommen, Verpackungs-Müll gewogen und der umweltgerechte Umgang mit Kleidung getestet. Alle Gruppen gestalteten außerdem ein Fenster für das SoWollenWirLebenHaus.

Das Ergebnis wurde nach einem Mittagssnack bei den Gemeinnützigen Werkstätten im Gottesdienst in der Ohmsteder Kirche präsentiert. Klar gab es wieder Musik, eine Predigt von Pastorin Nele Schomakers zum Thema „Sorgen“. Für gute Stimmung sorgten außerdem das farbenfrohe Lichterspiel und die perfekte Performance der des Technik-Teams.

Am Ende ein großes Dankeschön an: alle Trainees und Teamer:innen der ejo, die Musiker:innen, das Projektteam aus Kreisjugenddienst und der Pastor:innenschaft, der gastgebenden Gemeinde. Und dem Himmel, der trocken blieb.

Und hier ein paar Impressionen:

Zu seinem 28. Geburtstag zu Pfingsten hat sich unser Sohn ein Spiel gewünscht, dass 32 Jahre alt ist. Seit so vielen Jahren ist Activity auf dem Markt. Jede und jeder kennt Activity – oder etwa nicht? Es geht darum, allein oder noch besser als Team bestimmte Begriffe innerhalb von einer Minute zu erraten, die von einer Person entweder wortreich umschrieben (Schlussstrich, Rundmail, IBAN….), mehr oder minder künstlerisch gezeichnet (Bauchtasche, Eckfahne, Karottensaft…) oder gestenreich vorgespielt (To-Do-Liste, Hundeleine, Seufzerbrücke…) werden.

Während wir also diese altbewährte Spiel zum ersten Mal (!) ganz analog am Tisch im Familienkreis spielten und unseren Spaß dabei hatten, dachte ich, mit Activity könnte man auch ganz gut das Pfingstfest erklären: Menschen kommen zusammen und verständigen sich fröhlich auf ganz unterschiedliche Weise – auch wenn es manchmal mehr als eine Minute dauert….
Ok, theologisch lässt sich zu Pfingsten noch viel mehr sagen. Aber für alle, die erst mal die Auswirkungen spüren wollen, ist das doch schon eine ganze Menge.

Ganz pfingstlich und relativ abstandsarm ging es dieses Jahr übrigens auch in Rothenburg ob der Tauber zu. Viele hundert Menschen als Akteur*innen und Tausende als Gäste feierten als Jahreshöhepunkt das Bühnenstück „Der Meistertrunk“ mit Umzügen, Lagerleben, Markttreiben – das war ein Fest.

Ganz pfingstlich wehte der Geist in vielen Gottesdiensten zu Pfingsten, bei denen mancherorts zahlreiche Täuflinge in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wurden. Und die dazugehörigen Familien am See, am Fluss oder in der Kirche angesichts von so viel Lebensfreude einfach nur staunten.

Ganz pfingstlich gestimmt durfte ich heute wieder mit einigen Kolleginnen und Kollegen die KONFIZEIT FÜR DICH! im Entwicklungsraum Vechta-Süd weiterplanen – ganz verschieden und doch in einem Geist verbunden. Eigentlich war für die kommende ChurchNight in Steinfeld auch Activity eingeplant… – aber just gestern haben sich die jungen Teamer:innen für eine andere geistreiche Station entschieden…

Randvoll ist er, mein Pilgerrucksack. Jetzt steht er in der Ecke und wartet aufs Auspacken.
Dankbar fädele ich mich nach einem Vierteljahr Sonderurlaub wieder ein in den dienstlich-vertrauten Alltag. Und ich nehme mir die Freiheit heraus, über den Sommer hinweg einige meiner Wahrnehmungen, Erfahrungen und Gedanken hier mitzuteilen. Vornehmlich in Bezug auf die Arbeit mit jungen Menschen und im Zusammenhang mit meiner pastoralen Existenz. Vielleicht geht es aber auch mal darüber hinaus.

Den Anfang machen ein paar Impressionen und Begegnungen, die direkt mit der Konfizeit zu tun haben:

Ich beeile mich, um auf dem Wangerländischen Pilgerweg noch rechtzeitig vor 18 Uhr die St. Marien-Kirche in Oldorf zu erreichen. Weil dann das tagsüber offene Gotteshaus womöglich geschlossen wird. Puh – gerade noch geschafft – Yukina, unsere nimmermüde Aussie-Wirbelhündin, muss diesmal draußen warten. Ich bestaune das Altarbild, spreche ein Gebet, mache ein paar Fotos und – na klar: drücke einen schönen Stempel mit der Abbildung der Gottesmutter in meinen Pilgerpass. Schon steht auch schon ein Junge vor der Tür mit dem schwergewichtigen Kirchenschlüssel in der Hand. Und… ja, er ist natürlich Konfirmand und erledigt den Job heute für seine Mutter, die anderweitig unterwegs ist. Gesagt, getan radelt er wieder durch den Abendsonnenschein nach Hause und gibt mir noch einen Tipp, auf welchen Pfaden ich am besten weiterpilgern könnte.

Auf dem Mönchsweg mit dem Rad von Bremen nach Stade unterwegs entdecke ich im Vorraum der Borgfelder Dorfkirche ein großes Kreuz aus lauter bunt angemalten Holzboxen. Jede dieser Boxen wurde von Konfirmand:innen gestaltet und mutmachende Sprüche aus der Bibel und anderen Weisheitsquellen aufgeschrieben. Für alle, die mögen, zum Mitnehmen. Ich nehme die Einladung gerne an.

Natürlich gibt es an allen Kirchen Schaukästen in jeder Geschmacksrichtung. Fast allen ist in diesem Jahr gemeinsam, dass die Fülle an Konfirmationen prominent vorkommt und viele, viele Gottesdienste mit der Segnung junger Menschen gefeiert werden. Um auf engem Raum alles unterzubringen, reicht es manchmal nur zur Nummerierung, andernorts ist sogar Platz für herzliche Wünsche.

Noch einmal der Mönchsweg: Fast wäre ich an der Backsteinkirche in Ahlerstedt vorbeigeradelt, weil ich mein Tagesziel erreichen will. Aber nein, der Weg ist das Ziel. Ich radle den kleinen Anstieg hoch und sehe, wie auf der Kirchwiese ein paar Jugendliche zusammenstehen. Nach meinem Kirchenbesuch – u.a. entdecke ich einen beeindruckenden Bilderzyklus zu den Zehn Geboten, spreche ich die Gruppe an. Einige Vorkonfis – hier beginnt der Kurs im 6. Schuljahr – sind gerade dabei, einen ihrer regelmäßigen Konfi-Gottesdienste am nächsten Tag vorzubereiten. Den vielgliedrigen und beweglichen Pappkamerad, den die Konfis selbst erschaffen haben und in seiner Funktionalität gerade testen, schmückt die frohe Botschaft „ICH BIN EINMALIG“. Während die Konfis weiter fröhlich am Werkeln sind, erklärt mir der Gemeindepastor Detlef Beneke den Sinn und Zweck der Übung und wie schön es sei, mit den Jugendlichen solche kreativen Aktionen zu planen und durchzuführen. Und überhaupt ist er beseelt und schwärmt vom Konfiteam und dem engagierten Kirchenvorstand. Wie schön!

In der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer in Spahnharrenstätte, einer Station auf dem Hümmlinger Pilgerweg im Emsland (www.huemmlinger-pilgerweg.de), entdecke ich – um den ökumenischen Blick nicht zu vergessen – ein vom diesjährigen Firmkurs gestaltetes Würfelkreuz. In der Mitte, da wo die Balken sich treffen, steht: „Deine Welt ist voller Wunder“.

Bevor der ostfriesische Pilgerweg Schola Dei (www.ostfriesland-pilgerweg.de) vom Kloster Ihlow bis nach Norden so richtig begann, führt mich der Weg von der Bushaltestelle direkt zur Kirche in Ihlowerfehn. Ein erster Ort der Stille und eine der vielen verlässlich geöffneten Kirchen auf meinen Wegen. An den Seitenwänden sind dekorativ und transparent zugleich auf Plexiglas gemeinschaftlich gestaltete Glaubensbekenntnisse der Konfirmand:innen aufgehängt. Leonie, Kristina, Monja, Rieke und Freja z.B. schreiben: „Ich glaube an etwas, was ich nie gesehen habe, doch trotzdem glaube ich an Gott, weil Jesus von ihm erzählte. Pontius Pilatus ließ Jesus Christus kreuzigen. Jesus verzieh allen Menschen ihren Sünden. Der Glaube ist eine Frage des Vertrauens. Ich glaube an Gott, der mir in schlimmen Zeiten Trost spendet, Hoffnung gibt und Mut macht. Ich glaube an Ehrlichkeit, Frieden, Liebe und an Menschen, denen ich vertrauen kann. Amen.“