Nach Ostern beginnt in vielen Ländern die Zeit der Konfirmationen.
Gestern bei der „Probe“ zu seinem besonderen Tag fragte ein Konfi ganz erstaunt: „Wie, ist das jetzt das letzte Mal, dass wir uns treffen? Ist dann schon alles vorbei?“
Ja, lieber Leo, die Konfizeit ist mit der Konfirmation vorbei – jedenfalls, was die regelmäßig vereinbarten Treffen betrifft. Was sollte auf den feierlichen Höhepunkt auch noch folgen? Andererseits ist die Konfirmation ja ein Übergangsritus. Es geht also weiter. Mit dem allmählichen „Erwachsenwerden“, mit den vielen Fragen zum Leben und Glauben. Gut, dass der Segen Gottes an dieser Stelle noch einmal ganz ausdrücklich zugesagt wird. Als Rückenstärkung für ein aufrechtes und freies Leben.
Und auch im Miteinander in der christlichen Gemeinschaft muss die Konfirmation kein Schlusspunkt sein. Tolle Angebote zum Mitmachen warten auf die Konfirmierten. Treffs, Projekte, Freizeiten… Teamer:in werden ist nur eine der vielen attraktiven Möglichkeiten.

Ich habe ja die Gewohnheit, in diesen Wochen die Kartenständer der entsprechenden Geschäfte genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich finde, in diesem Jahr gibt es besonders viele schöne Motiv-Karten zur Konfirmation. Irgendeine Konfirmandin oder einen Konfirmand kenne ich doch bestimmt, dem ich dieses Jahr zu ihrem bzw. seinen besonderen Fest mit einem Kartengruß gratulieren könnte. Es muss ja nicht unbedingt die mit dem kleinen Zusatz-Umschlag dran sein.

Oder: Spieglein, Spieglein…

Es war unsere erste Silberne Konfirmation. 18 von damals 44 Konfis trafen sich am 3. September im schönen Klosterpark Spieskappel. Mit dabei Marita Natt, meine damalige Kollegin und ich, Matthias Hempel. Es war eine besondere Erfahrung. 25 Jahre (undeinhalbwegencorona) danach die jetzt um die 40 Jahre alten ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden wiederzusehen. Erstaunlich, dass viele anhand des damaligen Gruppenbildes wiederzuerkennen waren.

Einige brachten zum Gottesdienst mit Abendmahl sogar ihre Kinder mit, die wiederum zum Teil kurz vor ihrer Konfirmation standen. Wie sagte es eine der bis heute kirchlich Engagierten: Unsere Kinder sollen verstehen, warum das damals so eine besondere Zeit gewesen ist…
Im Gottesdienst haben wir – wie damals – einen großen Standspiegel aufgebaut und über rätselhafte Spiegelbilder – vgl. 1. Korinther 13, 12 – nachgedacht. Als Geschenk gab es vor 25 Jahren eine Spiegelfliese mit dem goldenen Schriftzug „Du bist wunderbar gemacht!“ Einige haben sich die bis heute (!) aufgehoben.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es ein Gruppenbild an der 25 Jahre alten Buche, die wir gemeinsam eingepflanzt hatten. Danach brachten wir das Altargesteck zum Grab eines Mitkonfis, der in jungen Jahren bei einem Autounfall zu Tode kam.

Nach vielen emotionalen Begegnungen und intensiven Gesprächen habe ich – nicht zum ersten Mal, aber neu gelernt:

Beziehung ist wichtig. Ich glaube, ich habe damals in den ersten Amtsjahren einen auch methodisch recht schlichten Konfikurs gemacht. Hans-Martin Lübkings Kursbuch war neben anderen Arbeitshilfen der Standard und Arbeitsblatt-Atmosphäre völlig normal. Was wir so ganz genau gemacht haben, wussten auch die Konfis nicht mehr. Aber die Beziehung in der Gruppe und zu mir war gut. Bei allen Zweifeln, ob ich das alles inhaltlich und didaktisch so richtig mache, waren mir die Konfis und der Austausch über Gott und die Welt mit ihnen wichtig.

Auch die Generation Y, die viele Dinge hinterfragt und versucht, eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben hinzubekommen, steht unter Druck. An vielen Ecken und in zahlreichen Bezügen gefordert, spüren sie, dass in unserer Leistungsgesellschaft kaum Luft ist, um durchzuatmen. Man sagt, die „Millenials“ hätten viele Krisen und damit unsichere Zeiten erlebt. Da durchgekommen zu sein und daraus gelernt zu haben, kann in heutigen Zeiten, in denen viele Zukunftsfragen offen sind, nur von Vorteil sein.

Es lohnt sich, viel Kraft und Arbeit in die Konfizeit zu investieren. Der Übergang von der Kindheit zur Jugendzeit ist und bleibt prägend. Bei aller Verdichtung von Tätigkeiten im Pfarramt ist das Engagement in der Arbeit mit jungen Menschen segensreich und stiftet Hoffnung.

Eigentlich wollte ich beim abschließenden Essen in der Pizzeria vor Ort gar nicht soo lange bleiben. Schließlich geht es ja um das Wiedersehen der Gruppe mit all ihren Erfahrungen, die sie in den letzten 25 Jahren gemacht haben. Aber irgendwie bin ich doch bis zum Ende geblieben…

„Mit Bibelwort“ „Mit Text“…
So steht es am oberen Rand vieler Konfirmationskarten. Man will ja schließlich wissen, was drin ist in den Karten. In jedem Fall finden sich in ziemlich vielen Büchern und Präsenten – sogar im Wunschfisch – kleine Nischen oder Konstruktionen, um den einen oder anderen Geldschein zu platzieren, um sich einen Herzenswunsch zu erfüllen. Ist ja auch gar nicht leicht, was Sinnvolles zum schönen Sinnspruch zu schenken.

Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, ein ganzes Schaufenster mit Präsent- und Gestaltungsideen in der frühlingsfröhlich belebten Oldenburger Innenstadt zu entdecken – Buch Brader sei Dank!
Gedanken für große Sprünge und kleine Schritte sind ebenso zu finden wie ein Erinnerungsalbum, ein Gästebuch oder ein Fotoalbum. Gut gefallen hat mir auch ein Kartenset zu Glaubensfragen – was zählt wirklich?!
Und wie jedes Jahr begeistern mich schöne Motive auf Grußkarten, wie z.B lässig übereinander geschlagene Turnschuhe vor einem Getreidefeld, Seifenblasen auf einer Ähre. ein Papierschiffchen auf spiegelglatter Wasseroberfläche oder ein Sonnenuntergang über den Meereswellen: „Bei hohem Wellengang braucht man einen stabilen Anker.“

Wie wahr angesichts der vielen Fragen, die sich angesichts der aktuellen Krisen stellen. Wie sagte meine Tochter angesichts der Einladung, sich doch mehr mit dem realen Leben als mit dem virtuellen zu befassen: „Da ist es auch nicht besser – überall Krieg und so!“
Umso wichtiger, dass wir in der Konfirmation jungen Menschen den Segen Gottes als Begleitung für ihren Lebensweg zusprechen dürfen.

Und mindestens genauso schön, dass in diesem Jahr wieder viele Konfirmationen zum geplanten Zeitpunkt und durchaus in größeren Gruppen gefeiert werden können – sowohl in der Kirche oder gerne auch open air (wie in finsteren Coronazeiten erprobt und für gut befunden) und auf jeden Fall auch im Familienkreis. Am kommenden „Weißen Sonntag“ (weil er an die weißen Gewänder der zu Ostern getauften Christen erinnert) mit dem geheimnisvollen Namen „Quasimodogeniti“ (übersetzt: „wie neugeborene Kinder“ sollen sich die Gläubigen, besonders die Neugetauften, fühlen, nachdem durch die Auferstehung Jesu der Tod besiegt wurde) geht es schon los.
Ich wünsche allen ein fröhliches Fest!

In diesen Woche ist es wieder soweit. Wir sollten lieber sagen: In diesen Wochen und bis in den Herbst hinein ist es wieder soweit. Landauf und landab wird Konfirmation gefeiert. Mit viel Engagement und Phantasie seitens der Kirchengemeinden. Und mit ganz unterschiedlichen Erwartungen und Hoffnungen der Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Frisch erschienen ist die Dissertation Jugendliche und ihre Konfirmation von Dr. Anne Polster, Pfarrerin im Kanton Zürich. Nach vielen empirischen Befunden und grundlegenden Überlegungen zur Kasualie wird am Ende in zehn Thesen zur Gestaltung von Konfizeit und Konfirmation dieser Prozess als Empowerment gedeutet. Das lohnt sich zu lesen und noch mehr, für die eigene Praxis zu bedenken.

Wenn die Taufe als Wurzelgrund der Konfirmation als Herrschaftswechsel gedeutet wird, zielt die Konfirmation auf eine Selbstbestimmtheit, die in der Gottesbeziehung verankert ist.
Es geht um Perspektivwechsel, stärkende Inhalte, Gemeinschaft, Partizipation, ein kontextuell offenes didaktisches Konzept, Inklusion,, Identitätsentwicklung, Orientierung in der Vielfalt der Lebensoptionen, Sprachfähigkeit in Glaubensfragen und eine zukunftsfähige Gestalt der Konfizeit.

Es tut gut, gerade in Zeiten, in denen wir die Konfirmation aufgrund der aktuellen Corona-Bedingungen nur sehr eingeschränkt als Fest feiern können, diese Potenziale vor Augen geführt zu bekommen.

Anne Polster, Jugendliche und ihre Konfirmation. Theologische Diskurse – empirische Befunde – konzeptionelle Erwägungen, Stuttgart 2021, 39 €, eBook 34,99 €

Die Glocken laden um 9 Uhr zum Gottesdienst. Und um 10 Uhr… und um 11 Uhr….
Der September 2020 ist voller Konfirmationen. Eine Kollegin berichtet, dass es allein bei ihr 15 sind. Viele Einzelkonfirmationen, maximal drei Konfis mit ihren nächsten Angehörigen. Das kleine Gemeindezentrum wird zum Rahmen für eine wohnortnahe Familienfeier. Tut es nicht gerade gut, in solchen verunsicherten Zeiten den Segen für die weitere Lebensreise so persönlich und individuell zugesprochen zu bekommen?
Ok, manche werden die Gelegenheit nutzen, sich als Familie stilvoll zu inszenieren – ich hatte diesen Gedanken angesichts einer GartenKonfirmation. Nicht jede Familie ist da so geübt und war vielleicht bisher immer froh, wenn im größeren Rahmen Gottesdienst mit Vielen gefeiert wurde – ein fröhliches Event, bei dem alle irgendwie gleich und einmalig vorkamen.

Auf jeden Fall geben sich alle Beteiligten viel Mühe, dass die Feier der Konfirmation gelingt und trotz Corona den besonderen Abschluss der Konfizeit bildet. Fragen, wie denn der Segen „technisch“ erteilt wird (Pastor*in spricht ohne Maske mit Abstand, Angehörige*r legt die Hände auf (oder fast auf)) oder was ein angemessener Konfirmationsort ist oder gar, wie denn diese Konfirmation ins Kirchenbuch eingetragen werden, sind dann die liturgisch-organisatorischen Feinheiten.

Was mir in diesem Jahr fehlt: Da ich familiär keine Konfirmation feiern kann und ein fröhliches Mitfeiern in einem der vielen Konfirmationsgottesdiensten durch die Teilnahmekontingente nicht möglich ist, lebe ich von all den medialen und persönlichen Berichten, die mich erreichen. Und nicht nur meine Kollegin mit den 15 Konfirmationen, sondern auch Familien erzählen: Es war anders, aber auch schön – und segensreich ja sowieso!