Ökologischer Anstand als Bildungsauftrag

In ihrem Buch All you need ist less plädieren die Autoren Manfred Folkerts und Niko Paech für eine Kultur des Genug. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit zu Modeworten geworden. Zwei Experten auf diesem Gebiet loten aus, welche Potenziale sich aus ökonomischer und buddhistischer Sicht ergeben, um unseren zerstörerischen Wachstumspfad zu verlassen. Der Fachbegriff für eine Haltung, die die Menschheit vor dem drohenden Kollaps bewahrt, heißt Suffizienz (lat. sufficere – genügen) – wir produzieren und konsumieren in Zukunft weniger und begrenzen dadurch unseren Energie- und Materialverbrauch.

Der buddhistische Ansatz Manfred Folkerts weist dabei viele Parallelen zur christlichen Ethik auf – für ein mitweltfreundliches Leben ist dabei für ihn der religiöse Hintergrund nicht von entscheidender Bedeutung. Wer, aufgrund welcher Weltanschauung auch immer, erkannt hat, was zu tun ist, kann sein Leben ändern. Verzicht auf die Gier nach Mehr, die uns durch den gesellschaftlichen Konsumrausch beherrscht. Schluss mit der Konkurrenz, der gegenüber ich mich warum auch immer beweisen muss. Endlich die Augen aufmachen und sich nicht selbst täuschen mit der trügerischen Hoffnung, dass der Fortschritt irgendwann schon eine Lösung findet für unseren begrenzten Planeten. Meditation oder spirituelle Übungen sind dabei keine Fluchtversuche, sondern sinnvoll, um sich bewusst dem Alltag zu stellen. Für Folkerts ist klar: der Umschwung wird zwar von Individuen vollzogen, aber erst im gemeinsamen Handeln wird er zum Erfolg im Sinne einer Postwachstumsgesellschaft führen.

Niko Paech beschreibt Suffizienz als Antithese zur modernen Wachstumsorientierung. Er hat wenig Hoffnung, dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den bisher eingeschlagenen Pfad verlassen werden. Ein Politiker, der Verzicht für seine Wiederwahl wirbt, wird aus dem Amt gejagt. Die Wissenschaft glaubt mehrheitlich, schon noch Lösungen zu finden für die offensichtlichen Probleme. Und die Wirtschaft kann sich nur Wachstumskurven nach oben vorstellen. Dabei ist es illusorisch zu glauben, dass unser ressourcenintensiver Lebensstil einfach nur mit angeblichen nachhaltigen, sauberen Brennstoffen aufrechterhalten werden kann. Maximal ein bis zwei Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten würden jeder und jedem Menschen auf der Welt im Jahr zustehen, wenn wir unsere Spezies auf längere Sicht erhalten wollen. Das ist nicht viel (maximal ein bzw zwei interkontinental-Flüge könnten übers Leben verteilt, drin sein).

Suffizienz ist die Kunst der Unterlassung und Verneinung. Bereiche mit einer hohen Schadensbilanz wie z.B. Berufsverkehr, Elektrizität, Infrastruktur werden reduziert. Auf sündhaften Luxus wie Kreuzfahrten, Flugreisen, SUVs, Zweitwagen und ein 48 Wochen im Jahr leerstehendes Ferienhaus wird ganz verzichtet.. In Bereichen der Grundbedürfnisse mit relativ weniger schädlichen Auswirkungen wie Nahrung, Textilien, Wohnraum, Gesundheit, Bildung, Telefon geht es um Selbstbegrenzung. Das gilt umso mehr in den Bereichen, die wir uns als kleinen Luxus gönnen wie Bücher, Fernseher, Essengehen etc.
Letztendlich wird der Wandel nur möglich, wenn einzelne den Anfang machen. Jede und jeder von uns kann von heute auf morgen genügsamer leben. Die dadurch entstehenden Vorbilder stecken andere an („Adoptionsneigung“), bis irgendwann eine kritische Masse erreicht ist. Ein mögliches Szenario: „Angenommen, in den nächsten fünf Jahren reduziert die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ihre Erwerbsarbeit auf 20 Wochenstunden und verwendet die frei gewordene Zeit darauf, zu reparieren, zu tauschen, immer mehr Dinge selbst herzustellen und gemeinsam zu nutzen, nicht mehr zu fliegen, ihr Auto abzuschaffen, ihren Fleichkonsum markant zu verringern, siche dem Digitalisierungswahn zu verweigern und so weiter. Dann würde der Krise die Basis entzogen, weil diese Menschen schon so leben würden, wie es nötig wäre, um in einer Rezession würdig zu existieren. Stellt euch vor, es herrscht eine Krise, und ihr merkt es nicht, weil ihr die Dinge, die nun nicht mehr verfügbar sind, gar nicht braucht.“ (S. 236)

Mich hat die Argumentation der beiden Autoren sehr beeindruckt. Und mir vor Augen geführt, dass es keinen Sinn hat, darauf zu warten, dass „die Politik und die Wissenschaft“ uns auf einen guten Weg führen wird. Die Transformation in zu einem konsumreduzierten Leben wird entweder by design – d.h. von uns selbst gestaltbar oder by desaster – wird werden aufgrund der ekalierten Lage dazu gezwungen – stattfinden.
Neu in den Blick habe ich genommen, das individuelles Wohlbefinden für uns Menschen bezüglich der Menge an Wahlmöglichkeiten an Grenzen kommt. Eine möglichst hohe Lebensqualität setzt voraus, sich auf ein begrenztes Spektrum an Gütern zu beschränken. Alles, was geht, auch zu machen, führt am Ende zu Reizüberflutung, Zeitknappheit, Stress und „Konsumverstopfung“. Am Ende ist es viel selbstwirksamer, sich auf einige Betätigungsfelder zu spezialisieren und dort mit Übung und Leidenschaft ein tieferes Verständnis und eine innigere Verbundenheit zu spüren (das habe ich übrigens gerade gestern bei einem Familiengeburtstag genauso gespürt, als eine Verwandte von ihrer Leidenschaft für Reiten erzählte!).

Was mich bezüglich der Bildungsarbeit zusätzlich in Frage gestellt hat, ist die Tatsache, dass es uns in unseren Bildungskontexten noch lange nicht gelingt, Schülerinnen und Schülern – also auch Konfis – für ein suffizienteres („genügsameres“ klingt irgendwie so altmodisch) Leben zu begeistern. Noch so viel Aufklärung und Beschäftigung mit dem Themenfeld Nachhaltigkeit bzw. Bewahrung der Schöpfung führt in der Breite nicht dazu, dass junge Menschen dem Konsumrausch und dem Wachstumswahn entsagen. Also ganz bewusst nachhaltig leben und das als einen Qualitäts- und Freiheitsgewinn empfinden. Balast abwerfen, sich dem Steigerungswahn entziehen, das Vorhandene gegen einen aufdringlichen Fortschrittswahn als auskömmlich betrachten, gemeinsam mit anderen mutig und selbstbewusst unzeitgemäß sein – eben ein maßvoller, friedlich-fröhlicher Wohlstands- und Technologieboykott.
Vielleicht – nein sogar ziemlich sicher – liegt es ja auch an meinem und unserem Vorbild…

Mit Konfis auf Gottsuche – Workshoptag

Nach mehrmaligem Anlauf konnte er nun endlich stattfinden: Am 15. Februar 2022 trafen sich neun Workshop-Teilnehmer:innen im Evangelischen Oberkirchenrat in Oldenburg, um das 2019 erschienene Konfi-Konzept Konfis auf Gottsuche. Der Kurs von Hans-Ulrich Keßler und Burkhardt Nolte etwas ausführlicher unter die Lupe zu nehmen. Leider konnte Diakonin Nadine Hoffmann, die diesen Tag mit vorbereitet hatte und zu denen gehört, die schon einige Erfahrungen mit dem Material in der Praxis gesammelt haben, nicht mit dabei sein.

Wir beschäftigten uns mit den pädagogischen und didaktischen Grundprinzipien des Kurses und erprobten in Auswahl zwei thematische Einheiten.

Ziele des Kurses Konfis auf Gottsuche

Wir wird das Leben gut? beschäftigt sich in Form einer ethischen Trilogie wie bei einem Hausbau mit drei unterschiedlichen Perspektiven mit der Leitfrage.
Mit dem Bild der Wände (oder konkret in der Einheit mit Zäunen) wird die Bedeutung der Zehn Gebote im Leben der Menschen vor 3000 Jahren entfaltet: Gutes Leben gibt es nicht ohne Begrenzungen.
Beim Fundament des Lebenshauses geht es um die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben und Halt gibt. Die Geschichte vom reichen Kornbauern (Lukas 12) leitet hin zu einem Selbstverständnis, das von der Grundhaltung geprägt ist: Wir leben von dem, was wir empfangen!
Das fertige Haus müssen wir natürlich mit Leben füllen. Weil andere wie ich wesentlich von dem leben, was sie empfangen, liegt die Frage nahe: Was kann ich dir, meinem Nächsten, Gutes tun? Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10) verdeutlicht diese Grundhaltung und entfaltet den Zusammenhang von Rechtfertigung und Heiligung.

Die Einheit Schuld und Vergebung möchte Schuld als Deutekategorie mit ihrer Leistungsfähigkeit und ihren Grenzen entschlüsseln und Vergebung als starke und souveräne Handlungsoption der Freiheit aufzeigen. Das geschieht durch ein Entscheidungsspiel, bei dem die Konfis in einer modernen Fassung der Geschichte vom Verlorenen Sohn (Lukas 15) in einer Art Laborsituation über die Zukunft einer jungen Frau entscheiden. Am Ende wird im Rahmen eines Beichtgottesdienstes miteinander Abendmahl unter dem Kernaspekt von Schuld und Vergebung gefeiert und ganz persönlich erfahrbar. Zwischen Gott und mir gilt das, was zwischen uns Menschen nicht so einfach möglich ist: vergeben und vergessen!

Plus und Minus aus der Sicht der Workshopteilnehmer:innen

Das Kursmaterial ist umfangreich und besteht aus einem Handbuch für Unterrichtende, vielen Audio- und Video-Dateien und zahlreichen Materialblättern. All dies steht online zur Verfügung.
Das Arbeitsbuch für die Konfis, in das hinein geklebt, geschrieben und auch Dinge herausgeschnitten werden können, ist käuflich zu erwerben. Alle Infos dazu gibt es hier
Ein besonderer Clou sind die beiden virtuellen Teamer:innen Nelli und Leon, die die Konfis auf ihrem Weg durch den Konfikurs begleiten, in die Einheiten einführen und ihre Erkenntnisse und Fragen zu den einzelnen Themen zur Diskussion stellen.

Am Ende des Workshops waren wir uns einig, dass Konfis auf Gottsuche eine Vielzahl von inhaltlichen und didaktischen Anregungen bietet und es sich lohnt, damit zu arbeiten. Klar wurde für uns aber auch, dass zur Durchführung des Gesamtkurses wöchentliche oder vierzehntägige Kursformate mit 60 oder 90 Minuten kaum ausreichen.
Zwei Flipchart-Mitschriften geben einen kleinen Einblick in die Erträge des Tages. Wer mehr wissen will, kann sich gerne an die Konfizeit in Oldenburg wenden. Hier gibt es günstig Hand- und Arbeitsbücher – solange der Vorrat reicht.

Ein Weihnachts-Actionbound für Familie, Freundeskreis und andere Teams

Fast ist es soweit. Nach vielen Herausforderungen in diesem Jahr und intensiver Vorbereitung auf das diesjährige Weihnachtsfest darf selig und fröhlich gefeiert werden.
Für alle, die noch was für das spielerische Miteinander von Familie, Freundeskreis etc. suchen, bietet die Firma Actionbound einen Weihnachtsbound an. Für alle, die in den letzten Jahren die App in der Konfi-, Jugend- und Gemeindearbeit genutzt haben, eine vertraute Sache. Aber auch für Einsteiger:innen fast ein Kinderspiel. Und besonders schön: auch über weite Entfernung fühlt man sich miteinander verbunden. Auf alle Fälle macht es Spaß, die geraubten Juwelen aus dem Grandhotel gemeinsam wiederzufinden:
https://de.actionbound.com/weihnachtsfeier2022

Gesegnete Weihnachten!

NEU: KU-Praxis 67 Hoffnung… von guten Mächten

Jetzt wird es aber Zeit. Schon einige Woche ist das neue KU-Praxis Heft auf dem Markt. Zeit für einen werbenden Blogbeitrag. Die vielen Bausteine, Forumsbeiträge und weiteren Artikel, die drin stehen, kann jede und jeder sich mit einem Klick auf das Titelbild im Überblick ansehen – echt praktisch so ein Widget – trotz der Datensammlung, die damit einhergeht.
Ganz abgesehen von dem umfangreichen Material-Downloadbereich, der nun zum ersten Mal zur Verfügung steht und bequem von der Website des Gütersloher Verlages www.ku-praxis.de heruntergeladen werden kann.

Sehr zu empfehlen ist der kluge Orientierungsartikel Hoffnung hat man so in sich drin (ebenfalls in der Vorschau) von Gundula Rosenow, in dem sie beschreibt, wie sie mit Schüler:innen Hoffnungsschiffchen bastelt und auf dem „Fluss des Lebens“ aussetzt. Ganz konsequent verhilft sie dabei den Gedanken und Gefühlen der Jugendlichen zum Ausdruck. Wer hier liest, versteht ihren Ansatz des Individuellen Symbolisierens sofort.

Einen der Bausteine, #Ökocity – Komm, bau ein Haus haben wir erst vor zwei Wochen im Rahmen unserer Langzeitfortbildung Konfi-Kompass auf Langeoog getestet – auch die Kolleg:innen sind überzeugt, dass er für Konfis – und ich meine, auch für Teamer:innen – geeignet ist.
Nicht alle Bausteine konnten aufgrund von Corona entspannt im Vorfeld ausführlich mit Gruppen erprobt werden. Dennoch: es gibt es tolle Anregungen und Impulse für die eigene Konfi-Arbeit. Wer sich z.B. noch nie mit Jugendlichen mit der Offenbarung des Johannes beschäftigt hat, bekommt hier ein Angebot unterbreitet…

Als wir uns vor zwei Jahren im Rahmen der Jahrestagung der Konfi-Dozent:innen auf das Thema Hoffnung für das neue Heft verständigten, konnten wir nicht ahnen, wie dicht dran wir damit an den aktuellen Ereignissen sind. Umso wichtiger, dass sich die Verantwortlichen und die Teams in der Konfizeit intensiv mit den Bausteinen beschäftigen und für die Gruppensituation vor Ort fruchtbar machen. Ganz ohne den Einsatz von Zeit und Beschäftigung mit den Materialien bleiben die besten Entwürfe nur Papier und können ihre Hoffnungskraft nicht entfalten. Und das wäre echt schade!
Ich überlege gerade, ob ich nicht online ein paar Bausteine zur gemeinsamen Erarbeitung hin zur Umsetzung anbiete…

Das kommt auch nicht alle Tage vor, dass ich ein Sachbuch mit auf eine kleine Wanderung an der Hunte mitnehme. Und ich hab es sogar durchgelesen. Das lag sicher auch daran, dass es keine allzu umfangreiche Lektüre gewesen ist. Aber gehaltvoll und anregend. Weil ich noch auf der Suche war nach den „richtigen“ Geschichten. Solchen, mit denen sich die wichtigsten Informationen über Jesus vermitteln lassen könnten. Sein Biografie, sein Charakter, seine Kernbotschaften, die „schönsten“ Gleichnisse, Wunder, Zitat.

Ich finde, Fabian Vogt ist es gelungen, unterhaltsam und informativ zugleich einen Überblick für all die zu schaffen, die sich fragen: Wer war dieser Jesus? Nicht immer gelingt es uns theologisch geschulten Menschen, auf diese Frage allgemeinverständlich zu antworten. Fabian Vogt kriegt es hin.

Nun bin ich also gut vorbereitet für den Jesus-Tag, den wir im auf unserem KonfiCamp im August erstmals im Programm haben. Wir wollen mit den Jugendlichen entscheidende Geschichten und Botschaften aus dem Leben Jesu im „Schnelldurchlauf“ kennenlernen und auf die Bühne bringen. Damit alle ein wenig durchblicken, wie der Weg Jesu von der Geburt bis zum Tod – und darüber hinaus – gewesen ist. Wenn es geklappt hat, wage ich es, unsere Auswahl mal hier zum Besten zu geben.

Fabian Vogt, Jesus für Eilige. Seine wichtigsten Ideen kurz & knackig, edition chrismon, Leipzig 2022, 12 €

Ach ja: Immer noch nicht können Steuererklärungen auf einem Bierdeckel gemacht werden. Vielleicht aber auf den Punkt gebracht der Kern dessen, was Jesus gelehrt und gelebt hat:

godnews.de