Aus allen Teilen der Republik kommen die fast 100 Teilnehmer*innen des Actionbound-Projektes 2021. Mit dabei beim Online-Start waren am vergangenen Freitag auch 11 Actionboundler aus fünf Kirchenkreisen der ELKiO – in guter Kooperationstradition bestehend aus Diakon*innen und Pastor*innen.
Ein Jahr lang haben wir, ausgestattet mit einer (fast) unbegrenzten Lizenz, Zeit, uns mit dem Bound-Creator der App Actionbound vertraut zu machen und unterhaltsame und lehrreiche Bounds für Konfis und Jugendliche zu „bauen“ und auszuprobieren. Einzel- oder Gruppenbound? Linear oder beliebig? Ortsgebunden oder nicht? Und was sind nochmal diese „Switches“?

Schon der Auftakt zeigte, dass manche erst am Anfang ihrer „Schnitzeljagd-Karriere“ stehen, während andere schon in die Tiefen der Materie eingetaucht sind. Unser Oldenburger Team hat sich jedenfalls fest vorgenommen, sich gegenseitig zu unterstützen und Feed-Back zu geben. Und Spaß wollen wir dabei natürlich auch haben.
Ein Ziel ist es natürlich, auch anderen Actionbound als abwechslungsreiches Tool für die Konfi- und Jugendarbeit (eigentlich ist man für Actionbound nie zu alt…) schmackhaft zu machen.
Wer jetzt also neugierig geworden ist, kann ja gerne mal nachfragen, wer in der Nähe mit im Projekt dabei ist.

Wer jetzt noch nicht so gaanz genau weiß, was Actionbound eigentlich ist, probiert am besten mal selbst einen aus. Wie wäre es zum Beispiel mit dem erfolgreichen „Credobound“!?


Liebe, Gesundheit, Entspannung, Geschenke, Schnee, Frieden – das waren die Favoriten bei unserer Mentimeterumfrage „Was wünschst du dir in diesem Jahr von Weihnachten?“
Barmherzigkeit landete keinen Treffer. Vielleicht gehört dieses Wort nicht zum Weihnachtssprachschatz – obwohl es natürlich im Zusammenhang mit der Liebe Gottes zu seiner Welt mit gemeint ist.

„Jesus Christus sprich: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6, 36) – so lautet die Jahreslosung, die von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Bibellesen für 2021 ausgewählt worden ist.

Über 100 Bildmotive haben Künstler*innen entworfen, um dieses Wort Jesu aus der Feldrede im Lukasevangelium visuell in Szene zu setzen. Und es ist keine Überraschung, dass sehr oft ein Herz als Motiv verwendet wird.

Die hebräische Entsprechung des bei Lukas verwendeten Wortes „sich jemandes erbarmen“ bedeutet als Substantiv Mutterschoß/Gebärmutter und als Plural Inneres bzw. Eingeweide. Im Fall der Barmherzigkeit regt sich also die Gebärmutter. Gottes Liebe zu seinen Geschöpfen lässt sich demnach gut mit den Gefühlen einer Mutter vergleichen, die ihr neugeborenes Kind in den Armen hält.
Da ich mich mit Muttergefühlen nicht ganz so gut auskenne, hat mir persönlich das Bild eingeleuchtet, dass sich mir beim Anblick eines Menschen in Not vor Mitleid „die Eingeweide umdrehen“ und ich schon allein für mein eigenes Wohlbefinden zu Hilfe eile.

Wo Menschen von Gottes Barmherzigkeit umgeben sind, erwächst daraus der Impuls, sich für andere mit Hingabe einzusetzen. Anders formuliert: Wenn ich Gottes Barmherzigkeit erkenne, dann führt das fast automatisch dazu, dass ich mich herausgefordert fühle, mich zu bewegen – das ist, um mal ein physikalisches Gleichnis zu verwenden – wie bei einem Stoßpendel, dass durch einen Impuls in fortwährende Schwingung gerät (Wolfgang Baur).

Beim oben abgebildeten Motiv fiel mir kunstgeschichtlich spontan der Ausschnitt des Deckenfreskos von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle des Peterdoms in Rom ein, der die Erschaffung Adams zeigt. Nah lag mir auch der Gedanke, dass ich von etwas „berührt“ sein muss, um etwas Gutes zu tun – in Zeiten eines verordneten physischen Kontaktverzichts ist das vielleicht noch schwerer als sonst. Oder wird hier schon ganz tatkräftig erst der Finger und dann die ganze Hand gereicht, um jemanden aus seinem Elend herauszuhelfen. Für wen könnten die ausgestreckten Arme jeweils stehen?

Gut gefallen hat mir auch eine Motivkarte, auf der Eva Jung (Motiv ebenfalls im adeo-Verlag, siehe unten) lauter verwandte Wörter für barmherzig in die Jahreslosung einfügt: zugeneigt, sorgsam, freundschaftlich, eng, human, sozial…..grundgütig, neidlos, opferbereit, einträchtig, weitherzig. Es könnte eine schöne Übung für das neue Jahr sein, das Wortfeld auszuloten und mit viel Energie und Fantasie in Taten umzusetzen.

Natürlich wird im Zusammenhang mit dem Losungswort aus dem Lukasevangelium das nur vier Kapitel später notierte Gleichnis vom Barmherzigen Samariter zur Sprache kommen – ein Baustein aus KU-Praxis 63 – Hass und Nächstenliebe wäre dazu zu empfehlen und das dafür entstandene Video Sam A. Ritter – Ein Helfer in der Not. Aber darüber hinaus gibt es noch viele Möglichkeiten der Anknüpfung – gerade auch in der bilderreichen Sprachwelt der Alten Testaments.

Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg hat wie jedes Jahr ein aussagestarkes Lied zur Jahreslosung herausgebracht. Für gemeinnützige Zwecke darf es kostenfrei verwendet werden:

Ganz zuletzt ist mir gerade noch eine weitere Erkenntnis zugewachsen: Das Jahr 2020 mit all seinen besonderen Herausforderungen hat viel Kraft gekostet und manche Hoffnungen und Pläne über den Haufen geworfen. Es hat uns auch gelehrt, dass unser Leben immer auch unmittelbar gefährdet ist und bleibt. Ich sollte im Jahr 2021 etwas barmherziger denken, arbeiten und leben. Was meine eigenen Ansprüche an mich selbst angeht: etwas weniger perfekt sein wollen und weniger Hochstaplergefühle entwickeln. Und natürlich auch im Hinblick auf das, was ich von anderen erwarte und erhoffe.
Vielleicht erinnert mich mal jemand in ein paar Wochen an dieses Vorhaben …

Bildmotiv: Design: Sebastian Hoffmann, www.adeo-verlag.de

„Danke!“ Sagt der junge Mann mir gegenüber am Ende. Diese Anerkennung trifft mich wie ein Schlag. Mir geht das Herz auf. Gerade habe ich ihm etliche Minuten lang erzählt. Von meinem Engagement für eine lebenswerte Zukunft. Wie enttäuscht ich bin, dass so wenig vorankommt, alles so lange dauert, bis unsere Systeme umgestellt sind. Klar steht uns allen vor Augen, wie groß die Anstrengung ist, die Schöpfung zu bewahren. Und ich selbst bin auch oft genug nicht konsequent genug. Ich selbst lebe über die Verhältnisse, die unsere Erde verkraftet. Lohnt es sich angesichts all der Untergangsszenarien, sich für die Zukunft zu engagieren? Ist nicht alles schon zu spät und ich mach mir vor, dass meine Achtsamkeit und Rücksichtnahme mehr sein könnte als ein Tropfen auf dem heißen Stein? Geht es nicht vielen Aktiven so? Der anstehende Wandel ist eine politische und spirituelle Mammutaufgabe, die uns schier zu überfordern scheint. Wie soll man da keine Angst empfinden, sich nicht über vieles ärgern, mit Gott und der Welt hadern?

Mein Gegenüber antwortet: „Danke!“ Danke für die Kämpfe, die du durchstehst. Es hat sich gelohnt, dass Du und viele andere diese Erde nicht aufgegeben haben. Für Kinder und Kindeskinder eine gute Lebensgrundlage erhalten wolltet. Schau mich an: Ich lebe. Meiner Familie geht es gut. Was du tust, ist wichtig. Und nach Dir kommen andere, die Deinen Kampf weiterführen. Ja, es wird schwierig bleiben, aber es wird funktionieren. „Danke!“

Dieses Gespräch ist Teil einer Übung im Rahmen eines Workshops des „Work of reconnects“. Die Amerikanerin Joanna Macy hat diese Art von „Ökopsychologie“ entwickelt. Es geht um ein ganzes Repertoire von Übungen, die helfen sollen, eigene Verzweiflung, Frustration und all die vielen negativen Gefühle angesichts der katastrophalen Lage der Welt so zu verarbeiten, dass sie einen nicht lähmen und fertig machen. Die Emotionen werden quasi „kompostiert“. Ich darf sie zum Ausdruck bringen und mit anderen teilen. Am Ende bleibe ich dennoch nicht ratlos zurück, sondern gewinne im besten Fall sogar daraus neue positive Energie.
Im oben dargestellten Fall handelt es sich um ein Rollenspiel: Eine Person berichtet von ihren Gefühlen und ihrem Engagement einem Gegenüber, dass sieben Generationen später lebt, ein Wesen aus der Zukunft.

Ich finde diese Übung ziemlich genial. Sie dient einem höheren Zweck. Sie kann meinen Blick auf die Welt ändern hin zu einer stärkeren Verbundenheit mit den Mitmenschen und der Schöpfung über die Gegenwart hinweg. Sicher ist sie nicht unmittelbar auf die Arbeit mit Konfis zu übertragen. Aber vielleicht regt sie zu alternativen Zugängen zum Thema an. Und mit Teamer*innen kann ich mir die Übung allemal vorstellen. Gerade in diesen Wochen des herbstlichen Erntedank, in denen wir die Zusammenhänge der Lebensmittel in den Blick nehmen und respektvoll mit dem, was uns zugewendet wird, achtsam umgehen. (Die schönen Erntedanktische, die ich live und im Netz bestaunen konnte, waren wirklich herrlich anzuschauen. Ebenso wie die tollen Berichte von Kindern und Jugendlichen bei Brot und Apfelsaft-Aktionen für den guten Zweck.)

Unser Bundespräsident hat kürzlich gesagt, dass der Blick auf die Apokalypse lähmt. Wenn man sie im allgemeinen Sprachgebrauch nur versteht als unausweichliches Untergangsszenario, gegen das kein Kraut gewachsen ist, mag das stimmen. Dann sitzt sie wie die Angst im Nacken, drückt zu Boden und schnürt die Luft ab. Auch 2020 steht die Doomsday Clock, die Uhr, die seit 75 Jahren vor dem drohenden Weltuntergang warnt, auf kurz vor Zwölf.
Aber schon der Erfinder der Apokalypse, der Seher Johannes von Patmos, verband mit seinem Erfahrungsbericht um das Jahr 100 die Hoffnung, dass es sich lohnt, angesichts einer bedrohlichen Übermacht nicht klein beizugeben. Den Urchristen damals rief er zu, dass ein fester Glaube am Ende den Sieg des Lebens über den Tod in sich trägt.
Für alle, die sich heute engagieren, ist der Ruf vom Weltuntergang eine Warnung. Es geht darum, den Wettlauf mit der Apokalypse zu gewinnen. Hieß es früher „Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv“, so geht es nicht nur freitags um „Future“ und um die Bewältigung der Klimakrise. Im christlichen Sinne also eher darum, eine Apokalypse, die sich mit dem Ruf „Siehe, ich mache alles neu!“ verknüpft, am Horizont zu erblicken, etwas Neues, Großes zu erwarten, zu dessen Verwirklichung Gott mich und andere einlädt. Auch diese Zukunft wird nicht der Himmel auf Erden sein – aber vielleicht ein Stück mehr von Gottes Reich durchdrungen.

(Sehr anregend war für mich die Lektüre des Heftes „Apokalypse“ der Jesuiten vom September 2020 und das Dossier „Die (ewige) Angst vor der Apokalypse“ in der ZEIT Nr. 40 vom 24.9.2020.)

Was bedeutet ein Leben in Fülle“?

Das war ein spannendes theologisches Gespräch. Mit 14 Menschen im Kreis, die zuvor schon mit Lego kleine Installationen zu zwei schöpferischen Gedanken erstellt hatten.
Und sich nun lebhaft über ein Jesuswort – „Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.“ (Johannes 10, 10) – austauschten.

Den Rahmen für dieses Gespräch bildete die Impulswerkstatt „Philosophieren und Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen“ des Landesjugendpfarramtes und der Arbeitsstelle für Religionspädagogik am 16.9. im gastfreundlichen Evangelischen Gemeindehaus in Ofen.
Es war die erste analoge Fortbildung in Coronazeitalter für uns. Die Freude am inhaltlichen Arbeiten und an der leibhaftigen Begegnung ließ sich gut mit den erforderlichen AHA – Regeln und den Hygieneauflagen vor Ort vereinbaren. Das war an sich schon eine große Erleichterung: Wir trauen uns wieder etwas mehr zu!

Sandra Bohlken, Jugendiakonin für die Wesermarsch, führte, unterstützt von Matthias Hempel, Pfarrstelle für Konfizeit, in die Grundlagen dieser Arbeitsform ein. Es geht darum, miteinander auf lebenswichtige Fragen über persönliche Meinungen hinaus zu allgemeingültigen Aussagen zu kommen. Wir wollen uns selbst und die Welt besser verstehen. Im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen soll Neugier geweckt werden und junge Geister reifen lassen. Ein respektvoller Umgang mit den Einsichten der anderen gehört in dieser Auseinandersetzung ebenso dazu wie aufmerksame Gesprächsregeln. Die Vielfalt u.a. auch an nonverbalen, kreativen Methoden zur Erarbeitung und Vertiefung von Grundfragen des Lebens ist groß und richtet sich immer auch nach dem Ziel des Miteinanders. Als Motto für die Gesprächsleitung, die den Teilnehmer*innen nur im Fragen voraus ist, gilt:
Lasst uns Denken lehren, nicht Gedachtes!

Die haupt- und ehrenamtlichen Teilnehmer*innen aus Schule, Gemeinde- und Jugendarbeit – schon die vielfältigen Profile sind ein Gewinn – waren sich am Ende einig, dass diese Werkstatt nur ein Auftakt sein kann für die Vertiefung der Methode. Deshalb gibt es zunächst nur für die Teilnehmer*innen und die Interessierten der Warteliste eine Präsenzfortsetzung am gleichen Ort Ende Oktober. Danach folgen Video-Treffen zur praktischen Übung und für den weiteren Austausch. Wir hoffen, dass sich in Oldenburg und Umzu noch viele Menschen für diese Form der religionspädagogischen Arbeit begeistern. Wir werden berichten…