Zu seinem 28. Geburtstag zu Pfingsten hat sich unser Sohn ein Spiel gewünscht, dass 32 Jahre alt ist. Seit so vielen Jahren ist Activity auf dem Markt. Jede und jeder kennt Activity – oder etwa nicht? Es geht darum, allein oder noch besser als Team bestimmte Begriffe innerhalb von einer Minute zu erraten, die von einer Person entweder wortreich umschrieben (Schlussstrich, Rundmail, IBAN….), mehr oder minder künstlerisch gezeichnet (Bauchtasche, Eckfahne, Karottensaft…) oder gestenreich vorgespielt (To-Do-Liste, Hundeleine, Seufzerbrücke…) werden.

Während wir also diese altbewährte Spiel zum ersten Mal (!) ganz analog am Tisch im Familienkreis spielten und unseren Spaß dabei hatten, dachte ich, mit Activity könnte man auch ganz gut das Pfingstfest erklären: Menschen kommen zusammen und verständigen sich fröhlich auf ganz unterschiedliche Weise – auch wenn es manchmal mehr als eine Minute dauert….
Ok, theologisch lässt sich zu Pfingsten noch viel mehr sagen. Aber für alle, die erst mal die Auswirkungen spüren wollen, ist das doch schon eine ganze Menge.

Ganz pfingstlich und relativ abstandsarm ging es dieses Jahr übrigens auch in Rothenburg ob der Tauber zu. Viele hundert Menschen als Akteur*innen und Tausende als Gäste feierten als Jahreshöhepunkt das Bühnenstück „Der Meistertrunk“ mit Umzügen, Lagerleben, Markttreiben – das war ein Fest.

Ganz pfingstlich wehte der Geist in vielen Gottesdiensten zu Pfingsten, bei denen mancherorts zahlreiche Täuflinge in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wurden. Und die dazugehörigen Familien am See, am Fluss oder in der Kirche angesichts von so viel Lebensfreude einfach nur staunten.

Ganz pfingstlich gestimmt durfte ich heute wieder mit einigen Kolleginnen und Kollegen die KONFIZEIT FÜR DICH! im Entwicklungsraum Vechta-Süd weiterplanen – ganz verschieden und doch in einem Geist verbunden. Eigentlich war für die kommende ChurchNight in Steinfeld auch Activity eingeplant… – aber just gestern haben sich die jungen Teamer:innen für eine andere geistreiche Station entschieden…

Religiöse Bildungsbiografien ermöglichen

Ärgerlich, so ein Fehler in der Überschrift. Falsch gedacht. Der Titel war Teil eines Werbevideos, das 2017 europaweit am meisten aufgerufen wurde. „Immowelt“ – ein Portal für alle, die mit dem Thema Häusern und Wohnungen unterwegs sind, stellt einen jungen Mann vor, den seine Freundin wegen seiner zu kleinen Wohnung sitzen lässt. Im Schlaf erscheint ihm daraufhin ein Motivationstrainer: „Nimm dein Leben in die Hand. Such dir eine neue Wohnung! Sei, wer auch immo du sein willst!“

Mit dem aktuellen EKD-Text der Kammer der EKD für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend setzt sich das Referat Bildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg auf seiner Klausur in der Historisch-Ökologischen-Bildungsstätte in Papenburg auseineinander. Ein traumhaft schöner Tagungsort – ganz nebenbei bemerkt.

Es geht um eine Richtungsanzeige für die vernetzende Steuerung evangelischer Bildung. Und genauer darum, wie wir als Bildungsträger:innen so gut zusammenarbeiten, damit Menschen die Chance ergreifen, ihre Lebenserfahrungen mit anderen so zu teilen, dass es ihnen gut tut und Sinn stiftet.

Weil EKD-Texte wahrlich nicht immer einfach zu lesen sind, gibt eine PRÄSENTATION einen Überblick über die Inhalte – natürlich aus Anlass des Tagungsortes mit einem entsprechenden Motiv gestaltet.
Den ganzen EKD-Text gibt es hier: Religiöse Bildungsbiografien ermöglichen

Auch nur nebenbei bemerkt: Die Kosten der Ende 2021 in Papenburg fertigestellten AIDAcosma (mit Flüssiggas-Antrieb) betrugen nach Angaben aus Fachkreisen ungefähr das Zehnfache des Jahreshaushaltes der oldenburgischen Kirche.

#Religramme – Gesichter der Religionen

Eine Kollegin fragt in die Runde der Schwarmintelligenz, welche aktuellen Tipps es denn für Konfis gibt, die gern lesen und sich mehr mit Gott und mit den Religionen beschäftigen möchten. Eine andere antwortet mit einer tollen Buchempfehlung:

Navid Kermani, Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen – Fragen nach Gott, München 2022.

Navid Kermani (Schriftsteller, Orientalist und Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels) tritt darin mit seiner 12-jährigen Tochter in ein Gespräch über die Bedeutung von Glaube, Islam und Religion für das Leben.

Ich füge als weiteren Tipp ein Format hinzu, das auf vielfältige Weise ins Gespräch bringt:


#Religramme – Gesichter der Religionen. Eine interaktive Wanderausstellung.

Seit 2016 kreuz und quer durch Niedersachsen unterwegs, – und wegen Corona später als geplant – ist die Ausstellung jetzt bis zum 10. Mai 2022 in der Landesbibliothek in Oldenburg zu besuchen.

Sie ist aus einer Bundeslandperspektive heraus konzipiert, bietet aber darüber hinaus einen einfachen und in gewisser Weise persönlichen Einstieg in die Welt der (anderen) Religionen. 20 Frauen und Männer verschiedener Religionen erzählen aus ihrem Leben und Glauben: Was ist Dir wichtig an Deiner religiösen Tradition? Wie stehst Du zu Menschen mit anderer Religion? Sie geben Einblick in ihr privates Umfeld und ihre Gebetshäuser. Sie lassen teilhaben an den Klängen und wichtigen Texten ihrer Religion. Eine pfiffige Idee finde ich, dass die Portraits an den fünf Stationen nicht nach Religionen geordnet sind. Es ist eher so wie in einer Fußgängerzone: Mir begegnen Menschen, denen ich nicht auf den ersten Blick ansehe, welcher Religion – wenn überhaupt – sie angehören. Erst wenn ich einen Schritt näher komme, näher hinschaue, lese, zuhöre, erfahre ich dies und anderes mehr.

Die ganze Ausstellung kann auch im Internet unter http://www.gesichter-der-religionen.de/ besucht werden – inklusive einem reichhaltigen Materialangebot. Darüber hinaus ist die Ausstellung auch in den Sozialen Medien präsent. Auf Instagram finden sich viele Bilder und Statements der Beteiligten; mit einigen kann man auch jetzt noch in Kontakt treten und sich natürlich auch selbst am Gespräch beteiligen. Worum es in der Religion geht, dafür steht beispielhaft der Satz des jungen Rechtsanwalts Ferdi Yildirim: „Wenn ich Frieden habe, kann ich Frieden ausstrahlen!“

Übrigens: In Oldenburg hat man im Arbeitskreis der Religionen des Präventionsrats festgestellt, dass zwei der dort engagierten Gemeinschaften fehlen… – und die Ausstellung entsprechend mit Informationen ergänzt.
Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf die begleitende Gesprächsreihe „Religionen und Krisen“ vom 19. April bis zum 23. Mai – Infos im Ausstellungsflyer.

Nach Ostern darf ich einige Gruppen durch die Ausstellung begleiten. Ich werde darüber berichten…


Online im Medienportal

der Evangelischen und Katholischen Medienzentralen finden sich tolle Kurzfilme. Unter der Überschrift „Gefühl-voll leben“ sind auf dem gerade erschienenen Sampler „Filmimpulse zur Fastenzeit“ acht Kurzfilme mit insgesamt 111 Minuten Länge unterschiedlicher Machart und Thematik versammelt.

Ein Begleitheft bietet Impulse, Gedanken und Zitate, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Bildern und Themen der Filme ermöglichen, aber auch Ausgangspunkte für gemeinsame Überlegungen und einen Austausch mit anderen ermöglichen sollen. Die Filme – empfohlen ab 14 Jahre, eignen sich neben klassischen Gruppentreffen auch für Familienrunden, Alltags-WGs und auch für die persönliche Gedankenreise.
Enthalten sind die Filme:

Liebe macht blind (7 Min.)
Schatten (17 Min.)
Schwarm (12 Min.)
Negativer Raum (6 Min.)
Nothing Happens (12 Min.)
Der Mandarinenbaum (18 Min.)
Wie auch wir (19 Min.)
Ich hab noch Auferstehung (23 Min.)

Einfach in der Titelsuche „Filmimpulse zur Fastenzeit“ eingeben, dann kommt man zum Film-Sampler und zum Begleitheft.

Oder gleich hier auf den Link drücken:

https://medienzentralen.de/medium47090/Filmimpulse-zur-Fastenzeit

Wie, du hast noch keine Account? Einfach kostenlos registrieren unter

https://medienzentralen.de/auth?r=/, auf der Landkarte Oldenburg klicken und einen Account erstellen. Und los gehts…

Von Copiloten und anderen Erfahrungen mit der Bibel

Es fühlt sich noch ein wenig unvertraut an. Miteinander auf einer analogen Fortbildungsveranstaltung mit reduziertem Maskengebrauch in Bewegung zu kommen, sich in Kleingruppen austauschen, Installationen aufzubauen, bibliodramatisch durch den Raum zu gehen, gemeinsam an einem langen Tisch Mittag zu essen… Aber es geht.
Allein schon deshalb hat sich der KAJAK-Fachtag „Mein Leben und die Bibel“, der gemeinsam mit der Konfi-Arbeit der Bremischen Kirche am 8. März stattfand, gelohnt.

Astrid Thiele-Petersen, Theologin, Autorin und vieles mehr aus Plön, gestaltete mit uns ganz praktisch erfahrungsorientierte Methoden zu lebensrelevanten Themen von Konfis. Das besondere dabei ist, dass die Bibel dabei zum Handwerkszeug gehört und in die Erfahrung eingewoben wird. Klar geht es auch um Worte, aber mindestens genauso um Körperarbeit, Kunstwerke und Ausdruck von Gefühlswelten.
Ich jedenfalls hatte bis dahin noch nie beim Hören der Worte „du bereitest mir einen Tisch“ aus Psalm 23 einen Tisch mit Tellern eingedeckt oder beobachtet, wie jemand bei „ein Leben lang“ die Sehne eines Bogen bis auf äußerste spannt. Gelernt habe ich, dass es zur Gestaltung von kleinen Kunstwerken keine Materialschlacht braucht. Etwas anstrengend war es, mit einer kleinen Gruppe in einer halben Stunde einen begehbaren Raum zum Thema „Sterben und Tod Jesu“ zu gestalten. Die einen wollten die Aussichtslosigkeit mit einem Weg in die Sackgasse betonen, die anderen die Zuschauer des Geschehens ins Nachdenken bringen. Einigermaßen uneins waren wir uns, in welchen Zusammenhang sich das Thema „Mobbing“ und die Geschichte von der Ehebrecherin aus Johannes 8 bringen lässt.

Klar ist uns geworden, dass es für bestimmte Formate der Konfizeit gute Hinführungen braucht und die Erlaubnis, mit Texten, Gedanken und Gefühlen im vertrauten Rahmen wahlweise fromm, frech, frei oder auch ganz anders umzugehen.

Meine Lieblingserfahrung war übrigens die Suche nach Jesus nach seiner Auferstehung: Ich betrete mit meiner ahnungslosen Gruppe einen Raum, lege mich entspannt auf eine Decke und erkunde einen Stuhl der Marke Kusch – geliefert im April 2014 – von unten, als mir eine Papierkugel auf den Bauch fällt. „Klappe den Klavierdeckel auf“. Gesagt, getan findet sich dort ein weiterer Zettel. Wir suchen und finden inzwischen gemeinsam. Entdecken beim Blick aus dem Fenster in der Spiegelung im Haus gegenüber einen weiteren Hinweis, der unter uns an der Hauswand klebt, klamüsern einen Zettel aus einer Flasche, öffnen verschlossene Schränke und stellen am Ende fest: „ER ist nicht hier!“

Mehr Infos hier bitteschön:
Astrid Thiele-Petersen, Rainer Franke, Mein Leben und die Bibel. Lebensrelevante Konfi-Arbeit mit erfahrungsorientierten Methoden, Göttingen 2019