Beiträge

Es ist gerade verrückt. Es ist so viel los, über das ich hier berichten könnte und auch möchte. Aber weil so viel los ist, komme ich nicht dazu. Also irgendwann später, wenn mal mehr Zeit und Muße ist…

Jetzt ist auch die Zeit, Farbe zu bekennen für Demokratie, Transparenz, Vielfalt, Toleranz, Antirassismus, Übernahme von Verantwortung, Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung …
Deshalb ist es gut, dass es immer wieder Initiativen gibt, die dafür einstehen.

Aus den Kirchenkreisen der oldenburgischen Kirche stammt die schöne Postkarte, die hier als Beitragsbild zu sehen ist. Auf der Rückseite findet sich das Motto „Glauben. Lieben. Freundlich sein.“

Wer Karten. Plakate oder Aufkleber bestellen will, kann dies hier tun: https://editionahoi.de/

Gerne möchte ich noch auf einen intensiven Text von Thomas Hirsch-Hüffell hinweisen, den er gerade auf seiner Seite ungläubiges staunen veröffentlicht hat:
„Anbiedern“ und das Kindsgemüt beschreibt die vielen Facetten der derzeitigen innerkirchlichen Sprach- und Gefühlswelten für meinen Geschmack wunderbar.

Es wäre völlig untertrieben zu behaupten, die letzten Wochen hätten nur „Spuren“ von Wohlbefinden enthalten. Nein, es war wohl eher, um mal einen etwas aus dem Alltagsgebrauch verschwundenes Wort zu verwenden, ein ganzes Füllhorn. So viele Berichte von Freizeitaktionen für Kinder, Konfis und Jugendliche, die den Ferien auch außerhalb familiärer Planungen Höhepunkte verliehen haben.

Bei einer der Aktionen, bei denen ich mal reinschnuppern durfte, erzählte eine Teamerin, dass sie hier auf ihrer Freizeit viel für ihr eigenes und das Wohlbefinden aller Teilnehmenden tun würden. Wann hatte ich zuletzt jemanden gehört, der dieses Wort verwendete?

Und sofort fiel mir die kleine Karte ein, die ich an einem kreativen Weiterbildungsort mitgenommen habe. Dort ging es um die Bewerbung eines Ortes für bequemes und konzentriertes Arbeiten in angenehmer Atmosphäre. Ja, das ist doch auch wirklich schön, beruflich so umgeben zu sein.

Überhaupt habe ich in den letzten Wochen viele Begegnungen gehabt mit Menschen, die sich in schwierigen Zeiten mit viel Engagement und positiven Impulsen für die zukünftige Gestalt von Kirche und Gesellschaft engagieren.
Dazu kommen orientierende Texte wie dieser:
Glaube, Liebe, Hoffnung. Orientierungsversuche in Zeiten des Streits aus der Arbeitsstelle für demokratische Kultur der Evangelischen Akademie zu Berlin – auch der Bekenntnistext aus den USA, der zu diesem Beitrag angeregt hat, ist lesenswert: Reclaiming Jesus.
Gespannt bin ich auch auf die Wirksamkeit der elf Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche des Zukunftteams der EKD Kirche auf gutem Grund

Im meinem Lexikon der schönen Wörter klafft leider eine Lücke zwischen Wohl („Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen – Grundgesetz Artikel 14“) und Wonne („Schön wie Engel, voll Walhallas Wonne…. [wo steht´s und von wem geschrieben?] – Die Wonne als Ausdruck höchstens Entzückens wird heute nur noch mit ironischen Zwischentönen verwendet [eigentlich schade]“).
Auch wenn Wohlbefinden in meiner biblischen Handkonkordanz keine Erwähnung findet, lohnt sich die Erkundung des Wortfeldes von wohl über Wohlgefallen und wohltun bis wohl zusehen.

Und zusätzlich macht das Netz ja schlau:
„Unter ‚Wohlbefinden‘ versteht man den Zustand eines Menschen, in dem er körperlich gesund und geistig rege ist und positiv mit seiner Umwelt übereinstimmt. In einer solchen Phase produziert der Körper zum Zeichen seines Idealzustandes sogenannte Glückshormone, die das Gefühl des Wohlbefindens verstärken und in der Regel auch bewusst machen. Darüber hinaus gibt es das allgemeine Wohlbefinden, mit dem ein Mensch seine Gesamtkonstellation positiv einschätzt. Die Bewertung erfolgt nicht nur anhand des aktuellen Zustandes, sondern reicht auch zurück in die Vergangenheit und voraus in die Zukunft. Der Begriff ‚Wohlbefinden‘ korreliert stark mit dem Begriff der Zufriedenheit, die jeder Mensch durch sein Handeln anstrebt.“

Apropos: Mein Wohlbefinden wird in diesen Tagen gerade dadurch befördert, dass ich mich im Urlaub befinde. Berge, Wiesen, Wasser, Lektüre, Bewegung, Familienentspannung – einfach herrlich!

20 Wege, um Gott zu finden
Sprich mit einem x-beliebigen Menschen
Geh auf eine Geburtsstation.
Geh barfuß.
Geh an einen Ort, an dem du Gott überhaupt nicht vermutest.
……

Ein kleiner Vorgeschmack auf „Siehst du mich? Das andere Jugendgebetbuch“. Susanne (Texte) und Friederike (Gestaltung)Niemeyer haben ein kleines und sehr schönes Buch geschaffen, dass Jugendliche inspirieren will, sich selbst Gedanken über Gott und die Welt zu machen und ihre eigene Sprache zu finden.
Ein unvollendeter Reiseführer, der Lust macht, vor Ideen sprudelt und mit ansprechendem Handlettering und illustrierenden Handzeichnungen gestaltet ist. Eine liebevolle Einladung, im Alltag auf Safari zu gehen.
Er handelt von Gottesbildern, Träumen, Spiegelbildern, Himmel, Liebe und Glück, Wunder, Vertrauen, Berührung, Angst, Bekenntnis…

10 Sachen, die mich tragen
Ein Federbett, in das ich jederzeit hineinkriechen kann.
26 Buchstaben zur freien Verfügung.
Das Gefühl, ich bin nicht allein im Raum.
……

Ich dachte: Ein schönes Geschenk zur Konfirmation – es werden ja in diesem Jahr jedes Wochenende bis in den Advent hinein irgendwo welche gefeiert. Klar, eher für jene geeignet, die poetische Bilder und Nachdenktexte mögen.
Dann dachte ich: Ach, eigentlich ein schönes Geschenk für Teamer*innen. Sie halten ja oft sehr intensiv Ausschau nach dem, was ihnen im Leben und Glauben gut tut.
Und dann merkte ich, wie oft ich inzwischen schon selbst dieses Buch in die Hand genommen und fündig geworden bin. Ein Buch, das meinen Alltag durchbricht.

Siehst du mich? Das andere Jugendgebetbuch. Von Susanne Niemeyer und Friederike Niemeyer, Freiburg 2017, 9,99 €, Flexcover

„Mose vernahm in seinem Inneren eine Stimme, die er Gott nannte“. *
So könnte man es ja auch formulieren. Zumindest, wenn man die menschliche Erfahrung des Mose in die Mitte stellt. Und dann könnte man darüber diskutieren, wie Mose dazu kommt, seine persönliche Erfahrung so zu benennen. Was es ihm bedeutet und welches Bild er von Gott hat…

Und schon sind wir mitten drin im Nachdenken darüber, wie wir mit Menschen über Gott und unseren Glauben ins Gespräch kommen können, die sich scheuen, das Wort „Gott“ bei spirituellen Erfahrungen ganz unvoreingenommen in den Mund zu nehmen. Die diese Stelle lieber erst einmal „leer“ lassen möchten. (Übrigens: Es gibt religionsgeschichtlich gute Gründe, den Namen Gottes nicht einfach so unbedacht zu verwenden…).

Diesen Perspektivwechsel im Gespräch mit jungen Menschen hat Dr. Gundula Rosenow an der Universität Rostock und im Religionsunterricht zu einem Konzept des „individuellen Symbolisierens“ weiterentwickelt, bei dem die Subjektorientierung konsequent im Vordergrund steht.
(Gundula Rosenow, Individuelles Symbolisieren. Zugänge zu Religion im Kontext von Konfessionslosigkeit, Leipzig 2016 – kann in der Medienstelle der arp ausgeliehen werden. Die unten aufgeführte Pyramidensiskussion wird 2020 in einem Methodenbuch ausführlich vorgestellt.)
Der Ursprung dieses Ansatzes in der Arbeit mit jungen Menschen liegt im Osten Deutschlands. Aber es lohnt sich, ihn auch für die Arbeit mit religiös unvoreingenommenen Konfis etc. auch „bei uns“ zu durchdenken.

Der Vortrag von Gundula Rosenow im Rahmen des diesjährigen Treffpunkts Konfi-Arbeit in Loccum (30.9.-1.10) warf noch einmal ein neues Licht auf die zahlreichen Workshops für die Konfizeit, von denen hier demnächst berichtet wird.

An dieser Stelle ein Vorschlag zu einer „Pyramidendiskussion“ zum Thema „Bekennen/Bekenntnisse“, geeignet sicher auch für ältere Konfis, Teams, Jugendgruppen und Erwachsene:
1. Notiere in einem Satz, was Du unter „Gott“ verstehst (3 min.)
2. Einigt euch in einer Gruppe von drei oder vier Personen auf nur einen Satz zum Gottesverständnis – nehmt einen der vorhandenen Sätze oder kombiniert die Aussagen (8 min.)
3. Zwei Dreier bzw. Vierergruppen setzen sich zusammen und bilden wiederum einen gemeinsamen Satz (8 min.)
4. Am Ende können die Gruppenergebnisse im Plenum vorgelesen werden.

Bei dieser Methode geht es nicht darum, die erarbeiteten Formulierungen inhaltlich zu beurteilen. Es geht darum, die Dynamik des Arbeitsprozesses zu beobachten. Ganz allgemein gesagt: Beim Austausch eigener Meinungen, besonders aber bei der Formulierung gemeinsamer Standpunkte kommt es zu Verallgemeinerungen, Verflachungen, Kompromissen… – es lassen sich also Strukturanalogien zur Entstehung von Bekenntnissen allgemein aufzeigen.
Viel Spaß!

*Für alle, die jetzt noch überlegen, wie denn dieser Satz vom theologischen Denken traditionell formuliert wäre: „Gott sprach zu Mose…“