„Schenken Sie Ihren Kindern wichtige Werte.“
Nun, diese Werbung in einem schönen Oldenburger Schaufenster schlägt als Ausdruck dieses Verlangens als besonderes Geschenk zur Konfirmation (oder Kommunion) ein Kreuz vor: Das Coventry Cross of Nails.

Ok und ach und apropos: Das Kreuz ist ja gerade sehr in Mode. Was bedeutet es, wenn in Bayern in allen staatlichen Behörden Kreuze angebracht werden? Die große Mehrheit, auch die christlichen Würdenrträger allerorten, wehrt sich gegen die Vereinnahmung dieses urchristlichen Symbols für die bürgerliche Traditions- und Wertekultur. Andere sehen es etwas differenzierter und fragen, ob es für Menschen anderer Religionen oder Weltanschauungen nicht auch beruhigend sein kann, dass in dieser mit dem Kreuz ausgezeichneten Behörde bestimmte positive Wertorientierungen gelten, die sich mit dem christlichen Glauben zweifelsohne verbinden. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an muslimische Eltern, die ihre Kinder am liebsten in eine konfessionelle Kindertagesstätte bringen: Sie trauen dieser Einrichtung ganz besonders zu, tolerant und reflektiert die Grundfragen des Menschseins in ihr Miteinander einzubeziehen.
Und ganz mode-klassisch sind auffällige Kreuzketten in der aktuellen Sommerkollektion bei Prada, Jacquemus, Versace und Dolce & Gabbana zu sehen. Und das soll sich, im klerikalen Geist entworfen, bis in die Winterkollektion hin fortsetzen. Es ist schwer einzuschätzen, ob diese Entwicklung als Zeichen der Christianisierung der Mode interpretiert werden muss. Oder eher als Signal dafür, dass das Christentum nun modisch wird. Einige bin ich mir zumindest mit Papst Franziskus, dass das Kreuz allein als „trendiges Accessoire“ völlig missverstanden oder vielleicht sogar gnadenlos verraten würde.

Jetzt aber zur modischen? christlichen? zivilgesellschaftlichen? marktwirtschaftlichen? Geschenkidee von eben: Die Geschichte des Nagelkreuzes begann nach der Zerstörung der St. Michael´s Kathedrale in Coventry im November 1940 durch die deutsche Luftwaffe. Der damalige Dompropst ließ bei den Aufräumarbeiten drei große Zimmermannsnägel aus den Trümmern des Dachstuhls zu einem Kreuz zusammensetzen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich eine ökumenische Gemeinschaft von Nagelkreuzzentren gebildet. Es geht um Weltoffenheit, Versöhnung, Frieden und Respekt im Miteinander der Menschen.
Bleibt zu hoffen, dass sich mit den kleinen Nachbildungen für den Gabentisch auch für die Generation derer, die in die Verantwortung des Lebens gerade erst hineinwachsen, auch etwas von diesen idellen Werten verbindet. Oder ist das eigentlich zu viel verlangt, Kindern und Jugendlichen solche umfangreichen Begriffe zuzumuten? Reichen nicht Familiensinn, Selbst- und Gottvertrauen und Nächstenliebe als ermutigender Zu- und Anspruch in dieser Lebensphase auch schon ziemlich weit? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass bei meiner Konfirmation vor 40 Jahren die ganz großen Erwartungen an mich herangetragen wurden.
Sei´s drum. Die Hauptsache, im Zusammenklang von kirchlicher und familiärer Freude über die Feier der Konfirmation werden nicht nur schöne Worte gefunden, die Mut zum Leben und Gestalten machen, sondern es wird auch miteinander darüber nachgedacht und im besten Fall sogar heiß diskutiert, was denn für alle in der Runde im Reden und Tun bleibend wertvoll und damit segensreich für das Miteinander im Kleinen wie im Großen sein könnte.

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