In der Warteschlange im Blumengeschäft heute Vormittag sage ich zu einer Frau: Wahrscheinlich wollen alle heute Blumen kaufen wegen des Johannistags (auch Johannestag oder Johanni) :-). Ach ja, stimmt, der ist ja heute. Da könnte ich ja mal meinem Sohn ein Blümchen schenken. Der heißt nämlich Yannik (bretonische Koseform von Yann, einer Kurzform von Jean = Johannes). Dann unterhalten wir uns noch ein wenig über Traditionen, die mit diesem Tag verbunden sind. Johannis-Feuer und der entsprechende Tanz drumherum – in den Waldorfschulen gibt es jedes Jahr eine feuerinspirierte Johanni-Feier. Der Zusammenhang mit der Sommersonnenwende und dem längsten Tag des Jahres mit all seinen Bräuchen. Und dass der Tag an die Geburt Johannes des Täufers erinnert, der gemäß kirchlicher Tradition am 24. Juni, also genau 6 Monate vor seinem Cousin Jesus geboren sein soll.

Später mache ich mich noch mal im Netz schlau: Neben den vielen Johannis-Festen gibt es, je weiter südlich, desto häufiger, Johanniskronen, die auf Dorfplätzen aufgehängt werden. Rund um den Johannis-Tag blüht meist das Johanniskraut und die Johannisbeere sollte jetzt erntereif sein. Dafür ist an Johanni Schluss mit der Spargel- und Rhabarber-Ernte.
Die Glühwürmchen, auch Johanniskäfer genannt, leuchten um die Johannisnacht am intensivsten. In der Landwirtschaft läutet der Johannistag die Haupt-Erntesaison ein und wenn die Bauernregel stimmt, können sich die Landwirte dieses Jahr allemal freuen: „Johanni trocken und warm, macht den Bauern nicht arm.“ Überhaupt gilt Johanni als Lostag, d.h. er eignet sich gut für Wettervorhersagen.
Früher gingen in den Städten die Menschen am Vorabend des Johannistages auf den Friedhof, um die Gräber der Angehörigen mit Sommerblumen und Rosenstöcken zu schmücken.

Eine der Kirchen meiner ersten Pfarrstelle in Spieskappel heißt Johanneskirche, ein ehrwürdiger Bau der Prämonstratenser aus dem 13. Jahrhundert. Ich überlege, warum wir eigentlich nie den Johannistag in Gedenken an den Namenspatron bewusst begangen haben. Ich glaube, heute würde ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen.

In neuesten und wirklich hervorragenden Jesusbuch des Historikers und Theologen Daniel Maguerat – Jesus von Nazaret. Heimatloser, Heiler, Poet des Gottesreichs (ein Buch, dass sich auch für Interessierte jenseits der theologischen Profession zu lesen lohnt) – wird pointiert festgehalten, dass Johannes der Täufer der spirituelle Meister von Jesus gewesen ist. Johannes hat Jesus getauft und Jesus ist, bevor er seinerseits zu predigen begann, längere Zeit in die Schule des Johannes gegangen und hat an seiner Seite gewirkt.

Und weil heute Nachmittag in Essen (Oldenburg) die Konfi3-Kids ihren Abschlussgottesdienst gefeiert haben, war es natürlich selbstverständlich, dass der Johannis-Tag eine entsprechende Erwähnung fand und in der Tauferinnerung an den Namensgeber des 24. Juni gedacht wurde.

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