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Unfollow von Lukas Jüliger

Die Chefredakteurin unseres Magazins für Religionspädagogik erzählte, wie viel Wissen Schüler*innen in manchen Regionen des Oldenburger Landes über den christlichen Glauben haben. Das ist schön zu hören. Da lässt sich anknüpfen, nachfragen, vertiefen.
Mir fiel sofort die Graphic Novel Unfollow von Lukas Jüliger ein. In diesem September gebührt dem Autor der Luchs des Monats, ein Preis, der gemeinsam von der „ZEIT“ und Radio Bremen für gute Kinder- und Jugendliteratur vergeben wird http://www.radiobremen.de/luchs.

Unfollow erzählt von einem jungen Mann mit langen Haaren, der auf geheimnisvolle Weise die Erinnerung an den Anbeginn der Schöpfung in sich trägt. Er ist mit Abbildungen ausgerotteter Tiere tätowiert, nennt sich Earthboi und wird zum Social-Media-Star einer Öko-Bewegung, zum Umwelt-Messias. Am Ende missdeuten seine Jünger*innen Earthbois friedliche Botschaft und rächen sich an den Menschen. Ihre Erzählung liest sich wie eine Art radikales Evangelium. Die ursprüngliche Unschuld macht sich am Ende schuldig.
Mit seinen ruhigen, filmisch geschnittenen Bildern erzeugt Jüliger eine intensive Spannung. Man meint, den Regen zu fühlen, die Blätter zu riechen und das Fell der Tiere zu spüren.

Ich fand es beeindruckend, wie viele biblische oder auch religionsgeschichtliche Motive in der Erzählung über Earthboi auftauchen. Für jemanden, der vertraut ist mit biblischen Motiven, sind parallele Figuren und Typologien offensichtlich. Mich würde natürlich interessieren, ob Lukas Jüliger die Story ganz bewusst so geschrieben und gezeichnet hat und warum er der geschundenen Natur diese Stimme verliehen hat. Beim Lesen – so eine Graphic Novel ist ja zumindest auf den ersten Blick eine kurzweilige Kost – ging es mir wie einigen anderen: Es hinterlässt – gerade gegen Ende hin – einige Fragen, wie es denn nun genau zu diesem Finale kommt.

Eignet sich Unfollow – empfohlen wird es für Jugendliche ab 14 Jahren – für die Arbeit mit Konfis? Ich vermute, für einige schon. Und vielleicht noch eher für Teamer*innen und entsprechend ältere Schüler*innen. Sicher kein Buch für jeden Geschmack. Aber eben für jene, die an Graphic Novels Gefallen haben und sich von Earthbois Leben und dem seiner Follower inspirieren lassen. Warum nicht diese Fabel über alternative Lebensentwürfe, die Klimakrise und die bizarren Auswüchse der Influencer-Kultur mit biblischen Motiven ins Gespräch bringen?

Lukas Jüliger, Unfollow, erschienen bei Reprodukt, ISBN 978-3-95640-217-3
168 Seiten, farbig, 13,9 × 21,5 cm, Klappenbroschur, 18 €

[Bildquelle: Reprodukt]

Gut die Hälfte der Konfis will wissen, was es mit Jesus auf sich hat.
Von fast 100 % aller Konfi-Engagierten wird das Thema Jesus (Christus) als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ eingestuft.
Diese Interessens-Lücke zwischen den Beteiligten lässt sich sicher nicht durch eine gute Konfi-Zeit schließen. Aber verringern.

Es geht um das Herzstück des christlichen Selbstverständnisses: In Jesus begegnet uns Gott. Diese Grunderfahrung gilt es zu erschließen.
Wir fragen: Wie gelingt es uns, junge Menschen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungswelt überzeugend dazu einzuladen, das eigene Leben im Licht Jesu als des Gleichnisses Gottes wahrzunehmen und zu führen?

Das diese Woche erschienene neue KU-Praxis Heft 65 mit dem Titel Jesus Christus bietet viele gute Antworten an. Ich habe mich jedenfalls gleich im Orientierungsartikel von Bernd Schröder festgelesen und Lust aufs Ausprobieren von Bausteinen und anderen Anregungen bekommen. Dass sich darunter wie schon in den vergangenen Jahren erprobte Impulse aus unseren Oldenburger Bezügen finden, ist schön.

Das Spektrum der Beiträge reicht inhaltlich von theologischen Zugängen zur Christologie oder zum Abendmahl über ethische Fragen bis zur persönlichen Frage nach der eigenen Mission. Die große Vielfalt an methodischen und medienpädagogischen Vorschlägen in den Bausteinen ist dabei schon selbstverständlich.
Ich behaupte einfach mal: Hier kann jede und jeder fündig werden und Geschmack an neuen Formaten bekommen.

Hier die Überschriften der ausgearbeiteten Bausteine, um die Neugier zu steigern:
JessesMaria + Wie alles begann… und bis heute wirkt (Konfi3-Taufe Jesu) + „Christi Leib für dich“ + Das Evangelium nach Kevin und Kim + Die Sache mit dem Kreuz + Künstler sehen Jesus + Wunder geschehen + Jesus interreligiös + Auf der Suche nach Jesus (KonApp) + Ostern mit Petrus erleben (KonApp) + „Du bist Christus, der Sohn Gottes!“ + Jesus, wohin können wir gehen? + Was ihr einem meiner schwächsten Geschwister getan habt… + Wofür entsendet mich Jesus Christus heute? + Mit Jesus vier Wochen unterwegs + Gott auf Erden – Jesus begegnen.

Im „Forum“ findet man u.a. Tipps zur Entwicklung von Krippenspielen, einen Kreuz- und Auferstehungsweg, eine Lectio Continua eines Evangeliums, einen Beitrag zur Partizipation und über die KonApp. Und als besonderen Service gibt es eine thematische Übersicht über „Jesus Christus“ – Beiträge aus vorangegangenen KU-Praxis-Heften.

Die beigefügte CD-ROM (noch ist das mit einem Download-Link rechtlich schwierig) bietet viele, viele Zusatzmaterialien und Vorlagen für den Konfizeit-Alltag.

Kerstin Gäfgen-Track, Carsten Haeske, Uwe Martini, Ilona Nord (Hrsg.),
Jesus Christus. KU-Praxis. Für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden – 65
Paperback , Broschur, 80 Seiten, 21,0 x 29,7 cm. Mit CD-ROM. Durchgehend vierfarbig mit zahlreichen Fotos und Abbildungen. ISBN: 978-3-579-03218-4
20 €, als Fortsetzungspreis 19 €

Gerne kann das Heft unkompliziert über die Konfizeit erworben werden – wir haben einen größeren Bestand – der Vorrat reicht!
Einfach eine Mail schicken: konfizeit@kirche-oldenburg.de

„Ich warte auf Jesus“. Mit diesen Worten hat meine Bremer Kollegin eine Paketsendung angekündigt. Und schon war er da.

Als ich ihn gesehen habe, war ich fasziniert. Und habe mich ausnahmsweise mit ihm zusammen fotografieren lassen.

Klar, es handelt sich hier um einen Pappaufsteller, dessen Gestalt viele Klischees erfüllt, die spekulativ um das Aussehen Jesu von Nazareth ranken.

Mehrere Gedanken gingen mir unsortiert durch den Kopf:

Wie ist es eigentlich mit unserem Kontakt-Verhalten in diesen Zeiten? Es ist gar nicht so einfach, sich aktuell richtig zu verhalten, wenn man sich nicht im engsten Familienkreis bewegt. Dürfen meine zwei Kolleg*innen und ich die gleiche Wasserflasche benutzen? Wie nahe aneinander vorbei dürfen wir uns bewegen? Und wie machen wir das beim Konfitag am 13. Juni, den wir gerade planen? Wie gestalten wir die „mit Abstand beste Konfizeit“ so, dass es allen Beteiligten Spaß macht?

Geht es nicht auch bei den kirchlichen Festtagen Himmelfahrt und Pfingsten darum, zu klären, wie die Nähe Gottes nach den Erdentagen Jesu eine bleibende Gestalt gewinnt? Wie kommen wir Menschenkinder in guten Kontakt zu dem oftmals unendlich entfernt erscheinenden Gott des Himmels und der Erden?

Vielleicht ist ja in diesem Jahr, in dem die ausgelassenen Frühlingsfeste etwas sparsamer daher kommen, eine gute Gelegenheit, der Frage nachzugehen, was es jenseits von Ausflugsfröhlichkeit mit dem Kirchenjahr diesbezüglich auf sich hat.

Ach ja, der Jesus aus Bremen wird demnächst wohl auch in Oldenburg zu sehen sein. Anlass ist unter anderem das baldige erscheinen des neuen KU-Praxis-Heftes. Titel: „Jesus Christus“.

Eine Begegnung mit diesem Jesus wird dann auch die Gelegenheit bieten, eine besonderen Leidenschaft des Darstellers auf die Spur zu kommen…

Wo begegnet mir Jesus im Alltag?

Mit dieser Frage waren die Konfis aus Neuende seit Dezember 2019 einige Wochen bei unserem kleinen Medienprojekt unterwegs: https://www.kajak-oldenburg.de/mit-jesus-unterwegs/2019/12/ Sie haben kreative Jesussymbole gestaltet und mit ihn ihr Leben genommen. Armbänder, Schablonen, bemalte Holzscheiben und Steine. Der Auftrag: Fotos machen und auf unsere Projektseite hochladen. Oder ein kleines Tagebuch anlegen. So weit, so gut.

Bis kurz vor dem nächsten Konfi-Treffen war die Ausbeute eher mau. Dann aber kamen doch noch etliche Bilder rüber – just in time. Andere haderten mit der Technik. Und ein paar hatten kleine Hefte gestaltet, in denen sie ihre Erlebnisse, Umfragen und Gedanken notiert hatten.
Wir hatten den Eindruck, das Projekt hat sich gelohnt. Und einige bleiben sogar noch weiter dran – vielleicht bis über ihre Konfirmation hinaus…

Ein Hochseilartist balanciert hoch über dem Marktplatz der Stadt. Die Zuschauer unten halten den Atem an. Puh, er hat es geschafft. Zum soundsovielten Mal. Das sieht so locker aus. So souverän. Erleichterter Applaus. Der Artist nimmt eine Schubkarre aus der Halterung. Er schiebt sie vor sich her über das dünne Drahtseil. Kein Problem. Nun packt er einen schweren Sack hinein. „Meint ihr da unten, dass ich das auch mit einer vollen Ladung in der Schubkarre schaffe?“, ruft der Seiltänzer nach unten. „Aber klar“, antwortet ein Junge lauthals aus der Menge, die Hände in den Hosentaschen. „Na wunderbar, dann komm hoch und ich fahr dich über das Seil!“ Stille. Der Junge überlegt. Und schüttelt dann den Kopf.

Diese Kurzgeschichte kommt mir in den Sinn, wenn ich an die Jahreslosung für „Zwanzigzwanzig“ aus Markus 9, 24 denke. Und entdecke tatsächlich unter den vielen schönen Bildmotiven für Plakate und Karten eine Zeichnung von Joy Katzmarik, die genau auf diese Erzählung anspielt. Allerdings hat es hier tatsächlich ein Kind gewagt, in der Schubkarre hoch oben auf dem Seil Platz zu nehmen. Übermütig? Unvernünftig? Ist Gottvertrauen ein Risiko? Und nur was für Kinder?
Gibt es überhaupt nur die Alternative, den Glauben zu wagen oder es eben sein zu lassen? Engagiert oder indifferent (KMU-Sprech) zu sein?
Oder trifft die Jahreslosung mitten ins Herz jener inzwischen hochprozentigen Gruppe, die, konfessionell oft ungebunden, auf ihrer ganz eigenen kreativen spirituellen Suche ist („ungebundene spirituelle Nomaden“ – Stefan Gärtner) mit der Sehnsucht nach etwas Größerem, Höherem, Göttlichem?

Ich finde, die Jahreslosung ist ein guter Anknüpfungspunkt für zeitgemäße Fragestellungen. Und die biblische Erzählung in Markus 9, 14-29 bietet genügend Stoff für ernsthaftes gemeinsame Nachdenken. Schließlich geht es hier nicht um eine nette philosophische Gesprächsrunde, sondern um eine existentielle Not eines jungen Menschen, die verzweifelte Zerrissenheit der Eltern und um den Glauben an die heilsame Kraft Jesu und des Gebets.

Es lohnt sich also mehrfach, die Jahreslosung im erzählerischen Zusammenhang in der Konfi-Zeit zum Thema zu machen.
Anregungen dazu gibt es in Fülle.
Mir hat gut gefallen und auf die Spur geholfen:
Martina Walter, Martin Werth (Hg.), Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Die Jahreslosung 2020. Ein Arbeitsbuch mit Auslegungen und Impulsen für die Praxis, Neukirchen 2019, 12,99 €.

Viele weitere Ideen und Medienimpulse hat mein fleißiger Kollege Thomas Ebinger zusammengestellt – der Ebiblog lohnt sich immer: https://thomas-ebinger.de/2020/01/gedanken-und-ideen-zur-jahreslosung-2020/

Ich wünsche allen ein gesegnetes neues Jahr mit fröhlich-mutigem Gottvertrauen!

(Beitragsbild von Manfred Richter auf Pixabay)